Landschaftsgeschichte
Das Naturschutzgebiet Stilleking liegt im
Rheinischen Schiefergebirge. Dieses
Mittelgebirge kann in ein westlich und östlich
gelegenes Gebiet unterteilt werden. Das östlich
des Rheins gelegene Schiefergebirge wird auch
als rechtsrheinisches Schiefergebirge
bezeichnet. Dieses Gebirge entstand während
der variskischen Faltung vor etwa 250-420
Millionen Jahren. Damals war es ein
Hochgebirge, wie der heutige Himalaya. Durch
Wind und Wetter verwitterte dieses Gebirge
über die Jahrmillionen.
Im frühen Pleistozän vor etwa 2,5 Millionen
Jahren wurde die Landschaft durch tektonische
Bewegungen der Erdkruste gehoben. Im Laufe
der Zeit schnitten sich die Bäche und Flüsse in
die sich langsam hebende Landschaft ein.
Vor etwa 1,8 Millionen Jahren kühlte sich die
Erde merklich ab. In den darauffolgenden
Jahrtausenden wechselte das Klima mehrfach
zwischen Eis- und Warmzeiten.
In den sogenannten Interglazialen
(umgangssprachlich Warmzeiten) sind nur die
Polkappen und die angrenzenden Landstriche
von Eis und Tundra (Kältewüsten) bedeckt,
während die mittleren Breiten und Tropen
weitestgehend eisfrei sind. In solch einem
interglazialen Klimamodus befinden wir uns
derzeit. Die Landschaft der mittleren Breiten
wird von Wald dominiert, es kommen nur kleine
Lichtungen vor. Hätten wir Menschen nicht fast
alle Wälder in den letzten etwa 5.000 Jahren
gerodet, wäre Mitteleuropa heute von einem
dichten Laubwald, moorigen Senken und einer
fast undurchdringlichen Wildnis bedeckt.
Während der Glaziale (umgangssprachlich
Eiszeiten) sah es in der Region ganz anders
aus. Die nordischen Eismassen erreichten das
heutige Sauerland / Bergisches Land zwar
nicht, prägten dennoch das Klima. Eine eisige
Kältewüste (Tundra), wie man sie heute
beispielsweise in Sibirien findet, dominierte die
Region. Eisige Winde und spärliche Vegetation
waren die Folge. Der Boden war durch
Permafrost gekennzeichnet.
Über Jahrtausende wechselte das Klima
mehrfach zwischen Glazial und Interglazial,
wodurch die an der Oberfläche vorkommenden
Gesteine nach und nach verwitterten,
insbesondere durch die millionenfachen Gefrier-
und Auftauzyklen. Es entstand nach und nach
die heutige Landschaft. Bis heute wird die
Region durch tektonische Hebung (wenige
Millimeter im Jahr) und die Verwitterung
geformt.
Die heutige Landschaft ist also das Ergebnis
des sich seit Jahrmillionen verändernden
Klimas, tektonischer Kräfte aus dem Erdinneren
und der Verwitterung der Landschaft durch
Wind und Wetter.
Der Boden, auf dem die Graslandschaft
wächst, ist noch viel jünger und entstand erst
in den letzten 4.000-8.000 Jahren durch die
Zersetzung von Biomasse. Bis heute ist die
Bodenbildung nicht abgeschlossen.