Johanniskloster

Das heute nur noch zu Teilen erhaltene Johanniskloster wurde 1254 auf Geheiß des damaligen Fürst Jaromar II. (*um 1218, †1260) gegründet. Der Fürst rief den Orden der Franziskaner in die Stadt, um die Christianisierung seines Herzogtums voranzutreiben. Schon bald wurde der Stralsunder Franziskanerorden zu einem der mächtigsten Klöster des Ostseeraumes. Die gesamte Klosteranlage wurde, wie die meisten Bauten des mittelalterlichen Stralsunds, aus Ziegelsteinen errichtet. Rund um die Region von Stralsund gab es nämlich kaum natürlich vorkommendes Gestein – nur gelegentlich fand man Geschiebe, welches die eiszeitlichen Gletscher hierher transportiert hatten. Den Lehm fand man an vielen Stellen in der Region und konnte so das benötigte Baumaterial vor Ort herstellen. Also brannte man daraus die typischen roten Ziegel und die Idee der Backsteingotik war geboren. Dennoch muss das Brennen dieser großen Anzahl an Ziegeln damals ein riesiger Aufwand gewesen sein. Während der Reformation und dem folgenden Dreißigjährigen Krieg wurde die Klosteranlage schwer beschädigt und mehrfach geplündert. Außerdem brannte kurz danach die Anlage durch eine Unachtsamkeit einer Bewohnerin zu großen Teilen ab. Zu dieser Zeit erlebte Stralsund eine schwere wirtschaftliche wie auch gesellschaftliche Krise. Das Wirtschaftssystem der Hanse brach nach und nach zusammen und damit wurde vielen Bewohnern ihre wirtschaftliche Grundlage entzogen. Armut war die Folge. Daher stand kein Geld mehr zur Verfügung, die ehemalige Klosterkirche, die dann als Armenhaus genutzt wurde, wieder zu errichten. Stattdessen wurden nur die umliegenden Klostergebäude instandgesetzt
Ruine der Klosterkirche
ehemalige Klosteranlage
ehemalige Klosteranlage
Die Ziegel in der mittelalterlichen Klosteranlage sehen alle etwas unterschiedlich aus. Die neueren Ziegel erkennt man an der einheitlichen Farbe und Form. Die mittelalterlichen Ziegel sind inzwischen bereits stark verwittert und damit gut zu unterscheiden. Sie wurden noch in mühsamer Handarbeit hergestellt, weshalb jeder Ziegelstein ein Unikat ist. Die Ziegel für die Klosteranlage und die anderen Backsteinkirchen in Stralsund wurden in sogenannten Feldziegeleien hergestellt. Dies waren kleine Ziegeleien, die direkt an der Baustelle oder vor den Toren der Stadt lagen, um die Wege kurz zu halten.