Heidensgang / Smal Joed
Jahrhundertelang war das Leben in Suurhusen
von der Landwirtschaft geprägt. Bis ins 20.
Jahrhundert waren die meisten Gassen nicht
gepflastert, sondern staubige bzw. schlammige
Wege. Erst in den 1950er Jahren wurden alle
Gassen befestigt.
Die beiden wichtigsten Gassen, die Kirchstraße
und die Theestraße (heute Teestraße
geschrieben) hingegen waren schon länger
(vielleicht sogar schon im Mittelalter) mit
Feldsteinen gepflastert.
Die meisten Gassen und Straßen in Suurhusen
haben recht nachvollziehbare Namen. Im
Mittelalter und der Neuzeit wurden sie nach den
örtlichen Gegebenheiten benannt. Entweder
verriet der Name, welches Gebäude in der
Straße stand (z. B. Rathausstraße), wo eine
Straße hinführte (z. B. Burggasse) oder aus
welchem Material die Straße gebaut war,
beispielsweise ein Steinweg. Da sich die Namen
oftmals über die Jahrhunderte minimal
verändert haben oder es zu einer neuen
Schreibweise kam, ist es heute oftmals
schwierig, die eher ausgefallenen Namen der
Straßen richtig zu deuten.
Zwei Beispiele für etwas ausgefallenere
Straßennamen sind der Heidensgang und die
Straße Smal Joed, über deren Namen nur
spekuliert werden kann. Man geht davon aus,
dass der Heidensgang nach dem fahrenden
Volk benannt wurde, das hier vielleicht bei der
Durchreise nächtigte oder ihre Waren anbote.
Das fahrende Volk wurde in Ostfriesland auch
als „Heiden“ bezeichnet – sie waren meist nicht
Christen bzw. „Andersgläubige“ und erhielten
daher diese Bezeichnung.
Noch schwieriger ist die Deutung des
Straßennamens „Smal Joed“. Auch wenn die
Straße im 19. Jahrhundert zeitweise den
Namen „Schmaler Jude“ trug, hat sie
wahrscheinlich nichts mit jüdischem Leben in
Suurhusen zu tun. Bisher wurden keine
Unterlagen zu jüdischem Leben in Suurhusen
gefunden. Um 1755 hatte die Straße einfach
nur den Namen „Lohne“.
Inzwischen geht man davon aus, dass sich der
Name „Smal Joed“ aus dem Plattdeutschen
ableitet. Früher wurde eine schmale und
ansteigende Gasse als „Jid“ bezeichnet – was
hier zutreffen würde. Aus diesem Wort entstand
wahrscheinlich durch Verballhornung der Name
Joed oder Jöd.
Das Wort „Heiden“ kommt im Sprachgebrauch
noch viel öfters vor – vor allem in Sprichworten
und Redewendungen. Wenn man beispielsweise
von sehr großer Angst spricht, sagt man auch
Heidenangst. Im Mittelalter waren Heiden ein
Sinnbild für etwas Unbekanntes und
Bedrohliches. Schon allein die Vorstellung, von
„Heiden“ angegriffen zu werden oder in deren
„Heidenland“ in Gefahr zu geraten, löste bei
vielen Menschen extreme Ängste aus, die dann
als „Heidenangst“ bezeichnet wurden. Eine
ähnliche Herkunft haben die Worte
„Heidengeld“ und „Heidenlärm“ – sie werden
jedoch inzwischen immer seltener genutzt.