Burg Thedinghausen

Jahrhundertelang war die Burg Thedinghausen das bedeutendste Gebäude der Region. Errichtet wurde die Burg um 1285 von dem Bremer Erzbischof Giselbert von Brunkhorst (†1306) um das Bremer Erzbistum nach Süden hin zu verteidigen. Dabei wurde die Burg Thedinghausen immer wieder zum Schauplatz kriegerischer Auseinandersetzungen und wechselte im Zuge dessen häufiger den Besitzer. Sie gehörte zeitweise beispielsweise den Grafen von Hoya. Darüber hinaus gab es immer Streit zwischen dem Bremer Erzbischof und der Stadt Bremen, da beide Parteien die Burg in Thedinghausen besitzen wollten. Mit der Hoyaer Fehde zwischen 1351 und 1359 kam es zu einer größeren Auseinandersetzung zwischen dem Bremer Rat und den Grafen von Hoya. Der Auslöser war die um 1350 grassierende Pest. Infolgedessen flohen viele Bürger der Grafschaft Hoya nach Bremen, um der Leibeigenschaft zu entgehen. Bremen benötigte durch die vielen Todesfälle neue Arbeiter und nahm daher die Flüchtlinge gerne auf, die damit freie Bürger wurden. Dies missfiel dem Grafen von Hoya, der seine Leibeigenen zurückhaben wollte. Es kam zum Krieg, in Zuge dessen die Bremer unweit der Burg Thedinghausen nahe Lunsen eine Neue Burg errichteten, um strategisch besser dazustehen. Trotzdem verloren die Bremer den Krieg und waren damit wirtschaftlich stark geschwächt. Darüber hinaus musste die Stadt viel Geld an die Grafen von Hoya zahlen, um Gefangene freizukaufen. Da die Bremer diese Niederlage nicht hinnehmen wollten, griffen sie 1358 die Grafenburg in Hoya an und eroberten diese. Damit war der Einfall der Grafen von Hoya in bremisches Gebiet revanchiert und es kam zur Unterzeichnung eines langfristigen Landfriedens. Die mittelalterliche Burg lag auf einer kleinen Wurt inmitten sumpfigen Gebietes mit einem breiten Wassergraben als Schutz. Bis ins 14. Jahrhundert war die Eyterniederung eine sumpfige Flussniederung. Das Wasser der Niederung flutete auch den Burggaben. Wie die mittelalterliche Burg ausgesehen hat, ist nicht überliefert. Wahrscheinlich war es eine Burganlage im Fachwerkstil. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Burg grundlegend erneuert und nun hauptsächlich aus Ziegelsteinen errichtet. Wie dieser Bau ausgesehen hat, ist ebenfalls unbekannt. Da man danach jedoch auch vom Schloss Thedinghausen sprach, könnte es ein prächtiger Bau gewesen sein, ähnlich dem heutigen Erbhof. Mit dem Westfälischen Frieden wurde das Bremer Erzstift und das Hochstift Verden säkularisiert und zusammengelegt. Es entstand das Herzogtum Bremen-Verden, welches aufgrund des Westfälischen Friedens zu Schweden gehörte. Etwa 30 Jahre später kam es zu einem erneuten Krieg, an dem unter anderem die Fürsten Braunschweig-Lüneburg beteiligt waren. Weite Teile der Region wurden damals verwüstet. Am Ende dieses Krieges kam es 1679 zum Friedensschluss. Dadurch fielen Teile des Herzogtums Bremen-Verden an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, unter anderem große Bereiche zwischen Bremen und Nienburg. Im Jahr 1681 kam es zu einer erneuten Teilung des Braunschweiger- Lüneburger Besitzes. Aus dem östlichen Teil entstand das Amt Westen, während der westliche Teil das Amt Thedinghausen bildete. Durch den Dreißigjährigen Krieg und den nachfolgenden Auseinandersetzungen war die alte Burg Thedinghausen zu großen Teilen zerstört. Die neuen Braunschweiger Stadtherrn hatten wenig Interesse, das Gebäude wiederaufzubauen. Stattdessen entstand auf dem alten Burgareal ein neues Gebäudeensemble, das nun als Amtshaus diente. Um 1839 wurden sie alle abgebrochen. Das heutige Gebäude des ehemaligen Amtsgerichts wurde 1847 fertiggestellt. Wo die mittelalterliche Burg Thedinghausen genau stand, ist ungeklärt. Bisher kam es nur zu vereinzelten archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände. Große Teile des mittelalterlichen Burgareals liegen wahrscheinlich im Bereich der heutigen Sportanlagen.
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Besiedlung von Thedinghausen um 1840 Abbildung angelehnt an: Plan der Deichgegend bei Thedinghausen [1840], Niedersächsisches Landesarchiv NLA WO K 5216
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Lage des Amtes Thedinghausen auf aktueller Karte