Im Mittelalter gab es in den drei einzelnen Dörfern (Bürgerei / Dettenhusen, Ullenstedt / Westerwisch und Hagen) des späteren Thedinghausens keine Schule. Die Kinder der Bauern und Handwerker genossen zu dieser Zeit keine Schulbildung. Der Nachwuchs der Burgmannen hatte damals wahrscheinlich Privatlehrer, die zuhause unterrichteten. Mit der Reformation im frühen 16. Jahrhundert entwickelte sich die Ansicht, dass Schulbildung der breiten Masse durchaus von Vorteil war – die Reformatoren wollten, dass möglichst viele Menschen nun die Bibel selber lesen und verstehen konnten. Dadurch entstanden in jedem der drei Orte kleine Dorfschulen, die von Pfarrern bzw. Geistlichen geleitet wurden. Entsprechend war der Unterricht gestaltet – es wurde die Bibel und andere religiöse Texte gelehrt. Die Lehrer hatten keine pädagogische Ausbildung und waren meist mit dem Unterrichten völlig überfordert. Zudem kamen viele der Kinder trotz einer seit 1647 bestehenden Schulpflicht (Schulzwang und entsprechende Strafen für Eltern) nur sporadisch zur Schule. Stattdessen halfen sie ihren Eltern auf den Feldern. Noch im 18. Jahrhundert fand der Unterricht teilweise nur im Winterhalbjahr oder nur an wenigen Tagen in der Woche statt, denn die Arbeitskraft der Kinder wurde auf den Feldern benötigt. Meist endete der Schulbesuch mit der Konfirmation.Einer der Schüler in der Dorfschule der Bürgerei war auch Burghard Glander (*1818, †1879). Sein Großvater und Vater waren bedeutende Zimmermeister im Ort und errichteten zahlreiche Bauernhäuser. Sein Vater war sogar Amtszimmermeister des Amtes Thedinghausen. Auch wenn sich Burghard Glander in der Schule noch schwer tat, wurde er schon bald ein herausragender Zimmermeister. Sein Talent wurde von seinen Eltern früh erkannt, sodass sie ihn unter anderem auf die Baugewerkschule nach Holzminden schickten, wodurch er nicht nur den Fachwerkbau der Bauernhäuser Thedinghausens kennenlernte, sondern eine umfassende Zimmermeister- und Baumeisterausbildung erfuhr. Im Jahr 1844 löst er seinen Vater als Amtszimmermeister ab und entwickelte aufgrund seiner umfassenden Ausbildung eine ganz eigene Baukultur im kleinen Amt Thedinghausen. Seine größte Leistung ist der „Import“ des Backsteins als Baustein, der damit das Fachwerk nach und nach ablöste. Zu einem seiner frühsten Bauwerke zählt das 1848 errichtete Schulgebäude „Braunschweiger Straße 30“. Mit der Fertigstellung der neuen Schule verbesserte sich die Bildung in Thedinghausen deutlich. In dem Bau war deutlich mehr Platz für die Bedürfnisse der Schüler und des Lehrers. Mit dem Bau einer deutlich größeren Schule in der Schulstraße im Jahr 1887 verlor der Schulbau von Burghard Glander seine Bedeutung und wurde von der Gemeinde an eine Privatperson verkauft. Die Geschichte dieses vergleichsweisen schlichten Baus ist zunehmend in Vergessenheit geraten.
Zwerchhaus mit Inschrift am hinteren Gebäudeteil des früheren Schulgebäudes von Burghard Glander