mittelalterliche Bildung
Als „Civita Sancta“ war Trier eine stark religiöse
Stadt, in der es zahlreiche Klöster gab. Im
Mittelalter waren Klöster nicht nur wichtige
Orte des Glaubens, sondern vor allem auch
Orte der Wissenschaft und der Bildung. Im
Früh- aber auch im Hochmittelalter waren
Bildung und Wissenschaft eng mit der Kirche
verbunden. Die Gelehrten lebten in den
Klöstern und betrieben „Wissenschaft“ in der
Abgeschiedenheit. Wissen wurde in Büchern
und auf Papiersammlungen festgehalten.
Bevor der Buchdruck von Gutenberg erfunden
wurde, hielt man das Wissen handschriftlich in
Büchern fest. Um diese Informationen
innerhalb der damaligen wissenschaftlichen
Welt des Abendlandes zu verbreiten,
vervielfältigte man handgeschriebene Bücher.
Diese Aufgabe übernahmen Mönche und
Nonnen in den Skriptorien der Klöster. Sie
schrieben die Texte mit Tinte und Feder auf die
getrocknete Haut von Schafen, Kälbern oder
Ziegen. Die Tinte war meist schwarz oder
rotbraun. Es dauerte Monate bis Jahre, um ein
Buch zu vervielfältigen, daher waren Bücher
selten und teuer.
Viele Klöster in Trier verfügten über eine
Schule, um die meist adeligen Kinder für ein
paar Jahre zu unterrichten. Sie wurden damit
auf ihre Zukunft im Kirchendienst vorbereitet.
Wie es im Hochmittelalter an den damaligen
Klosterschulen üblich war, wurde auf lateinisch
unterrichtet. Die meisten Kinder der damaligen
Zeit gingen nicht in die Schule und konnten
demnach auch nicht lesen und schreiben. Man
benötigte diese Kompetenzen im Alltag einfach
nicht.
Eine der ältesten Schulen war die Domschule,
welche schon im frühen Mittelalter erwähnt
wurde. Im Hochmittelalter eröffneten weitere
Jungenschulen an Klöstern.
Über die frühmittelalterliche Bildung von
Mädchen in Trier ist kaum etwas bekannt. Um
1271 wird innerhalb der Domimmunität das
Frauenkloster St. Afra erstmals erwähnt. Die
Klostergebäude bestehen heute nicht mehr. St.
Afra war wahrscheinlich ursprünglich ein
Laienkloster, die dort lebenden Frauen waren
Beginen, die in klösterlicher Gemeinschaft
lebten und sich im Hochmittelalter unter
anderem um die Bildung von Mädchen
kümmerten. Dies wurde von der Kirche nicht
unbedingt positiv aufgenommen. Gerade die
Kirche, die großen Einfluss auf die
mittelalterliche Bildung hatte, zeigte bis nach
der Zeit der Reformation kaum Interesse,
Mädchen zu unterrichten und verwehrte Frauen
oftmals jegliche Art der Bildung.
Frauen sollten sich – so die verbreitete Ansicht
- um Haus, Hof und den Nachwuchs kümmern,
damit der Mann arbeiten konnte. Thomas von
Aquin (*1225, †1274) bezeichnete die Frau
beispielsweise als „unvollkommenen Mann“.
Mädchen und Frauen waren vom Amt als
Priester ausgeschlossen (in der katholischen
Kirche bis heute) und benötigten daher auch
keine höhere Bildung.
Im Mittelalter gab es in Trier mindestens neun
Beginenklöster, die sich vor allem um die
Seelsorge von Frauen kümmerten. Auch das
ehemalige Kloster St. German, welches ab
spätestens 1286 hier in der Neustraße lag, war
wahrscheinlich eines der Beginenklöster, wo
auch Mädchen unterrichtet wurden. Schon bald
wurden die Beginen in Trier verfolgt und ihnen
unter anderem ihre Arbeit als
Frauenseelsorgerinnen verboten. Im Jahr 1311
kam es zum sogenannten Konzil von Vienne. In
dem Konzil wurden (unter anderem) den
Laienorden, beispielsweise den Beginen, ihre
Arbeit und ihre Seelsorge untersagt. Daraufhin
wurde wahrscheinlich auch das Kloster St.
German geschlossen – um 1477 stand es leer
und wurde daraufhin den Augustinerchorherren
überlassen. Ab 1577 war es das Kloster der
Franziskaner, die damals ihre Klostergebäude
wiederum den Dominikanern überließen (vgl.
Station 14).
Heute ist von dem mittelalterlichen Kloster St.
German nichts mehr erhalten. Dennoch dienen
die Nachfolgebauten heute als
Mädchengymnasium. Die Tradition der Bildung
von Mädchen wird an dieser Stelle bis heute
fortgeführt.