Judenviertel
Über die Anfänge des jüdischen Lebens in Trier
ist kaum etwas bekannt. Wahrscheinlich gab es
schon zu spätrömischer Zeit eine kleine
jüdische Gemeinde. Ob es damals auch eine
Synagoge und weitere jüdische Einrichtungen
gab, ist unklar. In den darauffolgenden
Jahrhunderten gibt es keine Hinweise zum
jüdischen Leben in Trier.
Erst im 9. Jahrhundert wird eine kleine jüdische
Gemeinde erwähnt. Aus dieser kleinen
Gemeinde entstand über im Laufe der
darauffolgenden etwa 600 Jahre eine der
größten jüdischen Gemeinden der Region, auch
wenn sie nie die Bedeutung der Gemeinden in
Mainz, Worms oder Speyer hatte. Besonders im
14. Jahrhundert florierte die Gemeinde und
bildete einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der
Stadt.
Obwohl die jüdische Bevölkerung mit maximal
3% immer eine absolute Minderheit war, verlief
das Leben zwischen jüdischen und christlichen
Bürgern keinesfalls reibungslos. Es zeigt, wie
tief der Antisemitismus in der Gesellschaft
verwurzelt ist und wie man schon damals
Minderheiten die Schuld für den eigenen
wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen
Misserfolg gab. Immer wieder kam es zu
Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung,
beispielsweise 1096 im Zuge der Kreuzzüge.
Besonders heftig war der sogenannte
Pestpogrom von 1349, als der jüdischen
Bevölkerung die Schuld an der Pest gegeben
wurde. Damals wurden über 300 jüdische
Bürger in Trier ermordet. Es dauerte fast 30
Jahre, bis jüdische Bürger wieder nach Trier
zurückkehrten und die Gemeinde
wiederaufleben ließen. Von langer Dauer war
das Aufblühen der jüdischen Gemeinde jedoch
nicht, denn im Jahr 1418 wurden die jüdischen
Bürger aus der Stadt Trier und dem Erzbistum
vertrieben. Damit endete die Geschichte der
mittelalterlichen jüdischen Gemeinde.
Das damalige jüdische Viertel lag direkt am
mittelalterlichen Markt, denn viele der
jüdischen Bürger waren erfolgreiche Kaufleute
oder Geldverleiher (für andere Kaufleute). Das
Viertel war jedoch nie ein Ghetto, auch wenn es
Zugangspforten gab, die nachts mit einer Kette
bzw. durch ein Tor verschlossen wurden. Dies
diente eher als Schutz vor Übergriffen als zur
Abkapselung der jüdischen Gemeinde. Die
meisten jüdischen Bürger Triers lebten daher in
diesem Viertel.
Auch wenn das Viertel seit nun über 500 Jahren
anders genutzt wird, sind die Spuren jüdischen
Lebens noch immer sichtbar. In der Judengasse
steht beispielsweise das älteste erhaltene Haus
eines jüdischen Bürgers in Deutschland aus
dem Jahr 1235/1236. Der heutige Stockplatz
war im Mittelalter das Zentrum des Viertels und
hieß „Großer Judenplatz“.
Durchgang zum jüdischen Viertel
ältestes erhaltenes Haus eines jüdischen Bürgers
in Deutschland
Im Mittelalter wurde das jüdische Viertel durch
eine Kette verschlossen. Die Befestigungspunkte
sind noch heute sichtbar.
Judenviertel mit Judenplatz [1], Synagoge [2],
Frauenbad [3], Judenpforten und umliegender
Bebauung
Abbildung in Anlehnung an: Anton und Haverkamp [1996]