mittelalterliches Stadtleben

Das mittelalterliche Trier bestand aus der geistlichen Stadt rund um den Dom (die Domimmunität) und der bürgerlichen Stadt mit dem Hauptmarkt als Zentrum. Umgeben war die Stadt von einer mächtigen Stadtmauer, zusätzlich trennte eine Mauer den Dombezirk von der bürgerlichen Stadt. Es gab jedoch nur selten eine richtige Trennung der Stadtbereiche bzw. Zugangsbeschränkungen zur Domimmunität. Auch wenn das Verhältnis des Erzbischofs und der Bürgerschaft Triers nicht immer das Beste war und es hin und wieder Verstimmungen gab, kam es, anders als in anderen Bischofsstädten, nie zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Im Mittelalter spielte sich das Leben der Menschen vorwiegend im Freien ab. Von morgens bis abends war also immer was los in den engen Gassen und vor allem auf den Plätzen der Stadt. Die Verhältnisse in den damaligen Wohnhäusern waren beengt. Die Familien waren kinderreich, zudem lebten oftmals mehrere Generationen und Familienmitglieder unter einem Dach: unverheiratete Kinder, Großeltern oder Verwandte. Oft lebten noch Nutztiere wie Kuh, Ziege, Schaf oder Huhn mit im Haus. Im Mittelalter gab es auf jedem größeren Platz und in den breiteren Gassen einen Markt oder vereinzelte Verkaufsstände. Die Konzepte großer, repräsentativer Freiflächen und Parkanlagen zum Spazierengehen und zur Erholung kamen erst viel später auf. Bis ins frühe Hochmittelalter war nur die Domimmunität durch eine Mauer befestigt und bot den Bürgern bei einer drohenden Gefahr Schutz. Die römische Stadtmauer war zwar noch im Mittelalter erhalten, wurde jedoch zunehmend als Steinbruch genutzt und war daher lückenhaft. Erst im Spätmittelalter (um 1430) sicherte ein geschlossener Mauerring die bürgerliche Stadt. Der Bereich innerhalb der Stadtmauer war jedoch auch im Spätmittelalter nur zu einem kleinen Teil bebaut, hauptsächlich entlang der Straßen und rund um die Plätze. Die Freiflächen wurden für Ackerbau oder als Viehweide genutzt. Da Trier eine geistliche Stadt war, gehörten viele der Flächen dem Erzbistum oder einem der Klöster. Die Bürger waren meist wirtschaftlich vom Erzbistum abhängig, auch wenn sie nicht innerhalb der Domimmunität lebten. Der Domfreihof war der zentrale Platz der ehemaligen Domimmunität. Er hat sich seine mittelalterliche Struktur bewahrt, auch wenn viele der angrenzenden, einst romanischen Bauten seit ihrer Errichtung verändert wurden.
Das Wort „Spazierengehen“ tauchte erstmals im 15. Jahrhundert auf und ist vom italienischen Wort spaziare „sich räumlich ausbreiten, sich ergehen“ abgeleitet. Ursprünglich war das Spazierengehen etwas für die adelige Oberschicht, denn nur die hatte überhaupt freie Zeit. Erst im 18. Jahrhundert kam das Spazierengehen in Mode, die bürgerliche Schicht eroberte sich nach und nach die „Freiheiten“ des Adels. Zunächst kamen Spaziergänge zu gewissen Terminen in Mode: der Osterspaziergang oder der Pfingstspaziergang.