Marktplatz
Der Marktplatz ist die „gute Stube“ von
Tübingen. Seit Jahrhunderten ist es
Handelspunkt und Stadtzentrum. Hier trafen
sich Bürger und kamen ins Gespräch. Dabei
war es egal, ob man Weinbauer,
Gemüsehändler, Student oder
Universitätsprofessor war. Dadurch entwickelte
sich über die Jahrhunderte eine ganz besondere
Stimmung in der Stadt, geprägt von der
Universität und dem Handel.
Dies kann man auch an den prächtigen
Fachwerkhäusern am Markt erkennen. Die
Fachwerkhäuser stammen im Kern aus der Zeit
zwischen 1540 und 1560. Zuvor waren die hier
stehenden Häuser in einem großen Stadtbrand
komplett zerstört worden. Im 18. Jahrhundert
kam es erneut zu einem kleineren Brand am
Marktplatz, danach wurden die Fassaden der
Fachwerkhäuser verputzt. Erst bei einer
grundlegenden Altstadtsanierung in den 1960er
Jahren entschied man sich, die Fachwerkhäuser
wieder in ihrem Originalzustand
wiederherzurichten.
Das beeindruckendste und schönste Gebäude
am Marktplatz ist das Rathaus. Ursprünglich
wurde es 1435 mit drei Stockwerken errichtet,
1508 wurde ein weiteres Stockwerk
hinzugefügt. Eine komplexe astronomische Uhr,
die an der Front des Rathauses nicht zu
übersehen ist, stammt aus 1511. Sie zeigt
Sonnen- und Mondfinsternisse an, sowie das
aktuelle Tierkreiszeichen. Bis ins 19.
Jahrhundert hing die Uhr im Inneren des
Gebäudes im ersten Stock. Danach wurde das
Rathaus umgestaltet und die Uhr an die
Fassade verlegt. Die beeindruckende Bemalung
des Rathauses stammt aus dem Jahr 1876 und
wurde zum 400-jährigen Bestehen der
Universität Tübingen vorgenommen. Dabei
wurde die Bemalung im Stil der
Neorenaissance angefertigt. Sie erweckt
daher den Eindruck, deutlich älter zu sein.
Bereits im Mittelalter war der Marktplatz das
Herz Tübingens, hier wurde täglich Markt
abgehalten. Nur hier konnten die Bürger ihre
Lebensmittel kaufen. Die Wochenmärkte
wurden von Bauern aus der Umgebung beliefert
und waren ähnlich vielfältig wie die heutigen
Märkte. Es ist ein Irrglaube, dass es im
Mittelalter nur wenige Gemüse- und Obstsorten
gab und die Tische der Menschen nicht reich
gedeckt waren. Auf den Märkten wurden neben
Obst- und Gemüse auch Fisch, Fleisch und
Molkereiprodukte wie Käse angeboten. Nicht
nur Lebensmittel wurden hier gehandelt, auch
Kleidung, Gefäße, Tiere und Dienstleistungen
wie Zahnbehandlungen oder Haarschnitte
konnten hier bezogen werden.
reich verziertes Rathaus
astronomische Uhr am Giebel
alte Ansicht des Rathauses