Kornhaus
Wie du vielleicht bemerkt hast, liegt das
Kornhaus etwas tiefer als der Marktplatz. Der
Höhenunterschied ist nicht groß und dennoch
unterscheidet man anhand dieses
Höhenunterschieds die zwei Stadtbereiche in
Tübingen: die Oberstadt rund um das Rathaus
und die Unterstadt, die sich um die
Jakobskirche gebildet hatte. Die Unterstadt war
das Wohnviertel der Bauern, Weinbauern und
Handwerker, während in der Oberstadt eher die
Gelehrten und Stadträte wohnten.
Die Unterstadt liegt hinter einem Höhenrücken,
der diesen Bereich vor Fluten des Neckars
schützt. Im Norden fließt die Ammer, ein
kleiner Nebenfluss des Neckars.
In der Unterstadt liegen die Ursprünge
Tübingens. Zu römischer Zeit gab es hier noch
keine Besiedlung, erst in der ausgehenden
Antike ließen sich hier erste alemannische
Stämme nieder. Archäologische Grabungen in
der Unterstadt dokumentieren eine
alemannische Siedlung im 6. Jahrhundert. Aus
dieser Bauern- und Fischersiedlung entwickelte
sich Tübingen.
Das ehemalige Kornhaus wurde 1453 erbaut
und ist damit eines der ältesten Gebäude der
Stadt. Noch relativ gut kann man die
Jahreszahl auf den Balken im ersten Stock
erkennen. Bis ins 19. Jahrhundert wurde das
Haus, wie der Name schon verrät, als
Kornmarkt genutzt. Hier wurde überdacht mit
Getreide gehandelt.
Wo sich heute im Erdgeschoss große Fenster
befinden, waren damals noch Tore für die
Ochsenkarren und Pferdefuhrwerke.
Ursprünglich hatte das Gebäude nur ein
Obergeschoss. Anhand des Fachwerks erkennt
man, dass das zweite Obergeschoss erst später
hinzugefügt wurde. Passend zu dem alten
Gebäude ist hier heute das Stadtmuseum
untergebracht. Nicht nur die Exponate des
Museums sind sehenswert, sondern auch das
Innere des Gebäudes.
ehemaliges Kornhaus
A
B
A Lage eines Gräberfeldes (ca. 500 n. Chr.)
B Lage eines alemannischen Dorfes im 6. Jh.
sich überkreuzende Streben an der Fassade