Ulmer Münster
Das Ulmer Münster ist das bekannteste und
bedeutendste Bauwerk der Stadt. Es ist ein
Wunder mittelalterlicher Baukunst, auch wenn
der höchste Kirchturm der Welt erst im 19.
Jahrhundert - nach 300 Jahren Bau-
Unterbrechung aufgrund von Geldmangel -
fertiggestellt wurde.
Im mittelalterlichen Ulm lag die städtische
Pfarrkirche zunächst vor den Toren der Stadt im
Bereich des heutigen „Alten Friedhofs“. Daher
war es den Bürgern zu Kriegszeiten und
während feindlicher Belagerungen nicht
möglich, die Kirche zu besuchen.
Aus heutiger Sicht mag das nicht dramatisch
wirken, allerdings bestimmte die Kirche das
Leben der Menschen im Mittelalter. Neben den
bedeutenden kirchlichen Festen wie Ostern,
Pfingsten und Weihnachten gab es zahlreiche
Heiligenfeste und Kirchweihen, die das Jahr der
Bürger strukturierten und oftmals dem meist
harten und entbehrungsreiches Leben einen
Sinn gaben. Zusätzlich suchten die Menschen in
den Predigten Antworten auf die Fragen der
Zeit. Gerade die mittelalterliche Gesellschaft
war meist abergläubisch, hatte oft Angst vor
Hungersnöten und fürchtete sich vor den
„unbändigen Naturgewalten“.
Zusätzlich kam es im Spätmittelalter zu großen
gesellschaftlichen Veränderungen. Viele flohen
beispielsweise damals aus der Leibeigenschaft
und suchten in den Städten nach einem freien
und selbstbestimmten Leben. Nicht von
ungefähr kam der Spruch auf „Stadtluft macht
frei“.
Im späten 14. Jahrhundert entschied sich die
wohlhabende Bürgerschaft der Reichstadt, eine
eigene Kirche in der Stadt zu errichten. Im Jahr
1377 wurde der Grundstein gelegt. Nach etwas
mehr als 150 Jahren kam es im Jahr 1543 zum
Baustillstand. Der Bürgerschaft war das Geld
für den Bau der Kirche ausgegangen. Zudem
kam es 1530/1531 in Ulm zur Reformation,
sodass der fast fertige Bau nicht abgeschlossen
werden konnte. Erst etwa 300 Jahre später
wurden die Bauarbeiten wiederaufgenommen
und der Bau bis 1890 vollendet. Während
dieser 300 Jahre wurde der Bau jedoch bereits
genutzt. Die Kirche hatte zwar einen deutlich
niedrigeren Kirchturm, aber das Dach war
geschlossen.
Mit der Reformation kam es im Münster zu
einem Bildersturm. Der Stadtrat hatte damals
die Besitzer (meist waren dies Zünfte oder
Privatpersonen) der Altäre aufgefordert, diese
zu entfernen, da sie ansonsten zerstört werden.
In Folge dessen wurden um die 60 Altäre aus
dem Ulmer Münster entfernt und in umliegende
Kirchen / Klöster gebracht. Die verbliebenen
Altäre im städtischen Magazin eingelagert. Viele
vorreformatorische Kunstwerke blieben trotz
des Bildersturms erhalten, auch wenn sich
manche nicht mehr im Münster befinden.