Grabenhäusle
Die Grabenhäusle wurden ursprünglich im
frühen 17. Jahrhundert errichtet, manche um
1610, andere um 1633. Sie stehen entlang des
Walls, auf dem ursprünglich die mittelalterliche
Stadtmauer verlief. Durch die Reichsstadt
errichtet, waren es die Wohnhäuser der
Stadtsoldaten. Durch die Lage konnten die
Soldaten direkt in den Befestigungsgraben
blicken und bei Gefahr sofort reagieren.
Nach dem Ende der reichsstätischen Zeit
wurden die Häuser an die damals hier lebenden
ehemaligen Soldaten oder deren Witwen
verkauft. Schon bald wurden die sehr kleinen
Häuschen (sie hatten nur eine Küche, eine
Stube und ein Schlafzimmer) von immer
ärmeren Schichten bewohnt, denn es gab keine
Badezimmer in den einzelnen Häusern.
Stattdessen nutzen die Bewohner
gemeinschaftliche Sanitäreinrichtungen – bis zu
40 Bewohner aus 12 Häusern verfügten über
ein gemeinsames Bad. Im späten 19.
Jahrhundert wurden die Bewohner als
„Grabaleis“, also als „Grabenläuse“ betitelt.
Ab den 1980er Jahren wurden die Häuser
umfassend saniert bzw. wiederaufgebaut.
Heute sind es wunderbar sanierte Perlen
entlang der alten Stadtmauer. Besonders
malerisch sind die kleinen Gärten der niedlichen
Häuschen.
Ulmer Straßen und Hausnummern
Heute liegen die kleinen Grabenhäuser an der
Straße „Seelengraben“ und haben alle eine
Hausnummer – für uns völlig normal. Im
Mittelalter und bis in die Neuzeit war dies
jedoch noch ganz anders. Im Mittelalter gab es
gar keine Hausnummern. Stattdessen hatten
wichtige Häuser einen Häusernamen. Natürlich
war Ulm damals noch viel kleiner als heute. In
der Neuzeit führten die Häusernamen
zunehmend zu Chaos. Daher entscheid man
sich 1794, Ulm in vier Quadrate einzuteilen und
diese A bis D zu nennen. Nach dem Buchstaben
folgte dann eine eindeutige Hausnummer.
Zusätzlich waren die Grabenhäuser von 1 bis
175 durchnummeriert. Manche Bauten hatten
in diesem System jedoch noch immer keine
Nummer, beispielsweise die Stadttore.