Schwal

Der Schwal ist eine Insel in der Donau, die bereits zum benachbarten Bundesland Bayern gehört. Erst mit dem Ende der reichsstädtischen Zeit wurde die Donau zu einer Grenze – heute Bundeslandgrenze. Im Mittelalter war die gegenüberliegende Seite der Donau kaum bebaut, stattdessen lagen hier die Gärten der Ulmer Bürger. Auf der kleinen Flussinsel Schwal befanden sich im Mittelalter die Werften. Da hier teils mit offenem Feuer hantiert wurde, ging von den Werften eine Brandgefahr aus. Auf der Flussinsel waren sie weit genug von der Stadt entfernt, sodass ein Feuer nicht auf die Stadt überspringen konnte. In diesen Werften wurden die Ulmer Schachteln gebaut, die seit dem Mittelalter als Boote auf der Donau fahren (vgl. Station 3). Der Schwal ist auch eng mit der Geschichte der Donauschwaben verbunden. Ab dem späten 17. Jahrhundert bzw. frühen 18. Jahrhundert fuhren von Ulm aus zahlreiche, meist arme Menschen auf den Ulmer Schachteln die Donau hinab ins heutige Ungarn, Rumänien und Serbien (Balkan). Es waren verarmte Bürger, Tagelöhner, Söhne ohne Erbe und viele andere, die in Deutschland (teils auch Italien und Frankreich) keine Perspektive mehr sahen und im damaligen Österreich-Ungarn auf ein besseres Leben hofften. Ihren Namen Donauschwaben erhielten sie nicht, weil sie aus Schwaben stammten, sondern weil sie von hier aus auf den Ulmer Schachteln losfuhren – immer der Donau folgend. Sie kamen in ein fast menschenleeres Gebiet entlang der Donau, geprägt durch zahlreiche Schlachten zwischen dem Habsburgischen und Osmanischen Reich. Fast 300 Jahre lebten sie friedlich in der Region entlang der Donau und bildeten dort eine Gesellschaft zahlreicher Nationalitäten – wobei die Nationalitäten eher nebeneinander als miteinander lebten. Erst mit dem Aufkommen des Nationalismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts und dann mit den Schrecken der zwei Weltkriege wurde das Leben der Donauschwaben in ihrer „neuen“ Heimat schwierig. Die Menschen in den neu gebildeten Nationalstaaten reagierten zunehmend mit Hass auf die Deutschen Zuwanderer am Unterlauf der Donau. Zahlreiche der damals Ausgewanderten wurden vertrieben und kehrten in ihre alte Heimat zurück. Einige nahmen stattdessen die ungarische, rumänische oder serbische Staatbürgerschaft an. Inzwischen erinnern sich viele an ihre donauschwäbischen Traditionen zurück und versuchen diese stark bedrohten Traditionen und die besondere Sprache zu bewahren, auch wenn ihre eigentliche Heimat mit ihren Dörfern und Feldern am Unterlauf der Donau zerstört wurde.