Fischerplätzle
Das Fischerplätzle ist für viele der schönste
Platz in Ulm und liegt mitten im historischen
Fischerviertel. Dieses Stadtviertel wird von
mehreren kleinen Bächen bzw. Kanälen
durchzogen. Ursprünglich war es das
Mündungsdelta des Flusses Blau, der im
Blautopf bei Blaubeuren beginnt und hier in die
Donau mündet.
Im Mittelalter wurde dieser Bereich bebaut und
die Flussarme der Blau (Große & Kleine Blau)
kanalisiert. Die hier lebenden Bürger nutzten
diesen kleinen Fluss für ihre tägliche Arbeit.
Hier wohnten damals Fischer, Schiffsleute,
Händler aber auch Gerber, Metzger, Müller,
Färber und Garnsieder. Sie alle benötigten für
ihre Gewerke das fließende Wasser.
Zahlreiche Fachwerkbauten sind bis heute
erhalten und machen eine Bummel durch das
Viertel zu einem Ausflug in die Vergangenheit.
An diesem Platz steht bis heute das Zunfthaus
der Fischer.
Im Mittelalter lag vor dem Haus ein kleines
Hafenbecken, Gumpen genannt, mit einem
direkten Zugang zur Donau. Der Durchlass in
der Stadtmauer war durch ein eigenes Tor
geschützt.
Dieses Tor wurde von der Schifferzunft
bewacht, sodass es auch nach Sonnen-
untergang, wenn die übrigen Stadttore längst
geschlossen hatten, noch von den Schiffern
passiert werden konnte. Vor allem die Fischer
fuhren meist vor Sonnenaufgang hinaus, was
bei geschlossenen Stadttoren nicht möglich
gewesen wäre.
Die Fischer nutzten oftmals kleine Flöße oder
Zillen zum Fischen. Zillen waren 7 - 30 Meter
lange Boote mit geringem Tiefgang und einer
Breite von bis zu 7 Metern. Auf dem Boot stand
eine kleine Hütte, in der Waren gelagert
wurden. Zum Bau der Zillen nutzte man meist
Lärchen- oder Fichtenholz.
Eine besondere Zille der Ulmer Fischer, Händler
und Schiffsführer war die sogenannte „Ulmer
Schachtel“. Diese Zillen waren in den
Stadtfarben Ulms gestrichen, sodass man die
Ulmer Händler schon von weitem erkannte. Der
Name kam erst im 19. Jahrhundert auf. Noch
heute wird die Ulmer Schachtel als Arbeits- und
Freizeitboot auf der Donau genutzt.
Die wichtigsten Transportgüter der Ulmer
Händler und Schiffer waren Wein und Bier. So
wurden in manchem Jahr des 16. Jahrhunderts
20.000 Eimer (etwa 2,7 Mio. Liter) und mehr
die Donau flussabwärts transportiert. Im
Mittelalter war die Donau nur bis Ulm schiffbar,
weshalb die Stadt ein bedeutender
Handelshafen war. Flussabwärts wurden Waren
bis nach Wien und Budapest transportiert.
alte Abbildung der Ulmer Schachtel
ungefährer Verlauf der früheren
Befestigungsanlagen:
hochmittelalterliche Stadtmauer
Donaustadtmauer
spätmittelalterliche Stadtmauer
Befestigungsanlage des 16. / 17. Jh.
[in Anlehnung an Scheschkewitz 2019]