Ulmer Münz
Direkt gegenüber vom Schiefen Haus liegt das
Fachwerkhaus der Ulmer Münz. Eigentlich war
das große Fachwerkhaus aus dem 16.
Jahrhundert das Gebäude eines Färbers.
Zwischen 1620 und 1624 wurden hier jedoch
auch Ulmer Münzen geprägt.
Die eigentliche Ulmer Münze stand in der
Straße „Weinhofberg“, etwas nördlich von hier.
Das Gebäude existiert heute nicht mehr. Ab
dem 11. Jahrhundert wurden in Ulm Münzen für
die Region und das Heilige Römische Reich
geprägt. Damit hatte Ulm eine große
Bedeutung für das mittelalterliche Geldwesen
im damaligen Deutschland. Neben Ulm wurde
auch in Frankfurt, Nürnberg und Schwäbisch
Hall Geld geprägt. Das Aussehen des geprägten
Geldes veränderte sich im Laufe der Zeit immer
wieder.
Zunächst war die Münzpräge im Besitz des
deutschen Königs, bzw. Kaisers. Im Jahr 1398
ging sie in den Besitz der Stadt Ulm über.
Münzprägen waren schon im Mittelalter gute
Einnahmenquellen. Zunächst wurden in Ulm
Heller geprägt. Wenige Jahre später, ab 1404
durfte die Stadt zusätzlich auch Schillinge
prägen, damals eine große Ehre.
Ab 1620 wurden in Ulm die ersten Ulmer
Reichstaler hergestellt. Sie waren jedoch von
minderer Qualität. Zu dieser Zeit kam es in
großen Teilen Mitteleuropas zu einer großen
Münzentwertung, die sogenannte Kipper- und
Wipperzeit. Der Name leitet sich von dem
Wippen der Waagbalken beim Auswiegen der
Münzen auf einer Schnellwaage und dem
anschließenden Kippen (niederdeutsch für
„Aussortieren“) der schwereren Stücke ab, aus
denen dann unter Zugabe von Kupfer, Zinn
oder Blei geringerwertige neue Münzen
hergestellt wurden.
Zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges
erreichte die Kipper- und Wipperzeit ihren
Höhepunkt und führte zu einem großen
Geldverlust. Angetrieben wurde diese
Geldentwertung durch betrügerische
Machenschaften in den Münzprägen.
Und genau zu dieser Zeit, zwischen 1620 und
1624, wurden in dem hier stehenden Gebäude
Münzen geprägt. Beendet wurde die
massenhafte Ulmer Münzproduktion im Jahr
1624. Damals verbot der Schwäbische
Reichskreis die Produktion weiterer Münzen in
Ulm – womit auch die Geschichte der
Münzprägerei in Ulm endete.