Gerberhäuser

Auf der anderen Seite der Großen Blau sieht man wassernahe Terrassen und die rückwärtige Fassade einiger prächtiger Fachwerkbauten. Es sind Gerberhäuser aus dem 15. bis 17. Jahrhundert. Der direkte Zugang zum Wasser war wichtig für die damaligen Gerber. Hier wurde Tierhaut zu Leder verarbeitet. Im Mittelalter und der Neuzeit gab es grundsätzlich drei verschiedene Gerbverfahren: I. Die Rot- oder Lohgerber stellten aus Tierhäuten dicke Ledersorten her. Diese wurden für Sättel, Schuhe, Schuhsohlen oder Zaumzeug genutzt. Die Tierhaut bearbeitete man mit Laugen aus gemahlener Eichenrinde. II. Die Weißgerberei nutzte die Salzgerbung mit Alaun. Alaun ist ein Salz aus Kalium und Aluminium. Mit diesem Verfahren stellten sie aus Kalbs-, Schafs- oder Ziegenhaut dünnere und damit edlere Lederarten her. III. Die Sämischgerberei verwendete Fett oder Tran, um wasserfestes Leder herzustellen. Am Ende des Gerbprozesses wurde das Leder von kleinen Stegen aus in der Blau gewaschen, um die Gerbstoffe aus dem Leder zu spülen und den Gerbprozess zu beenden. Anschließend wurden die gegerbten Lederstücke in der Sonne getrocknet. Leder ist ein sehr haltbares Material und verrottet nicht, daher waren gegerbte Produkte im Mittelalter unverzichtbar. Allerdings waren die Gerber nicht gerne gesehen. Das Auswaschen verunreinigte den Fluss und die trocknenden Lederstücke verbreiteten einen penetranten Gestank.