Neuer Bau
Die Idee unserer heutigen Supermärte und
Discounter ist noch gar nicht so alt. Noch im
19. Jahrhundert gab es nur vereinzelt
Ladengeschäfte, stattdessen kauften die Bürger
ihre Lebensmittel und andere Dinge des
täglichen Bedarfs auf einem der Marktplätze in
der Stadt, unter freiem Himmel oder in
Markthallen. Im Mittelalter gab es in den
Rathäusern meist überdachte Marktplätze.
Außerdem war es völlig normal, auf jedem
Stadtplatz einen Markt abzuhalten. Noch heute
tragen viele Plätze den Namen der hier einst
angebotenen Waren.
Die Versorgung der mittelalterlichen Städte mit
landwirtschaftlichen Erzeugnissen aus dem
Umland war eine der Voraussetzungen zur
Entwicklung der städtischen Bevölkerung. Noch
im Frühmittelalter waren die meisten Menschen
Selbstversorger und bauten ihre Lebensmittel
selber an. Erst mit einer Überproduktion in der
Landwirtschaft wurde der Aufstieg der Städte
zu Handwerks- und Handelszentren möglich.
Zusätzlich wollten sich die Städte nicht zu sehr
von Missernten im Umland abhängig machen.
Also legte man größere Lebensmittelvorräte an.
Dieses geschah in unterschiedlichen
Lagerhäusern in der Stadt, den sogenannten
Korn- oder Fruchtkästen. Hier wurden
verschiedene Getreidesorten und teilweise auch
andere haltbare Produkte gelagert und dann
nach und nach verkauft/verteilt. Damit wurde
die Stadt unabhängiger von der Lebensmittel-
produktion im Umland. Zudem konnten – dank
Vorrat - im Angriffsfall die Stadttore längere
Zeit geschlossen werden.
Auch der Neue Bau ist so ein spätmittel-
alterlicher Kornkasten. Zwischen 1584 und
1593 errichtet, war er der größte Ulmer
Speicher. Hier wurden alle möglichen
Lebensmittel gelagert. Das Getreidelager
befand sich beispielsweise im hohen Dach mit
den vielen Dachgauben. In den unteren Etagen
wurden Wein und Salz aufbewahrt.