Krankenhaus
Im Mittelalter war die Pflege von alten und
kranken Menschen meist die Aufgabe von
Klöstern, an die oftmals ein Spital
angeschlossen war. In Varel gab es jedoch nie
eine Klosterniederlassung, auch wenn die
Anfänge der Stadt durch das Kloster Rastede
gelegt wurden (vgl. Station 1). Daher war im
mittelalterlichen Varel jeder für seine
medizinische Versorgung selbst verantwortlich.
Mit der Industrialisierung und dem damit
verbundenen Anstieg der Bevölkerung im Laufe
des 19. Jahrhunderts wurde eine Versorgung
der kranken Bürger immer notwendiger, vor
allem, weil es in den Fabriken aufgrund des
geringen Arbeiterschutzes immer wieder zu
Unfällen kam. Da der damalige Oldenburger
Staat wenig Interesse hatte, die Lage in Varel
zu ändern, rief der katholische Missionar
Johann Gottfried Schrandt den katholischen
Frauenorden der Clemensschwestern aus
Münster zu Hilfe. Johann Gottfried Schrandt
hatte auch den Aufbau der katholischen
Gemeinde begleitet und den Bau der
katholischen Kirche initiiert.
Im Jahr 1863 schickte der Orden der
Clemensschwestern ein paar Nonnen nach
Varel. Zunächst war das „Krankenhaus“ noch
sehr klein und befand sich in einem Haus an
der Ecke Bahnhof-/Holzbergstraße. Aufgrund
der großen Resonanz wurde das Gebäude
schon 1869 zu klein, woraufhin das
„Krankenhaus“ umzog. Auch dieses neue
Gebäude kam platzmäßig schnell an seine
Grenzen, weshalb ein Neubau errichtet und
1888 bezogen wurde. Das Vareler Krankenhaus
wurde also ganz ohne staatliche Gelder
gegründet und das Gebäude errichtet.
Das noch heute existierende Gebäude ist ein
typischer gründerzeitlicher Backsteinbau, vor
allem der Eingangsbereich ist prächtig verziert.
Entdecke die Architektur des Portalbereiches.
Der Eingang befindet sich im zentralen
Mittelrisalit, der aus der Fassade hervorsteht.
Neogotische Filialen [1] und Spitzbogenfenster
[2] erinnern entfernt an Kirchenbauten. Über
dem reich verzierten Stufenportal mit sehr
einfachen Bogenlaibungen (Archivolten) [3]
findet man ein dreiteiliges Fenster mit
Bleiverglasung [4]. An mehreren Stellen kommen
sogenannte Zahnfriese [5] (auch Deutsche
Bänder genannt) vor.