Domherrenhaus

Jahrhundertelang war die Verdener Südstadt das kirchliche und politische Zentrum des Verdener Bistums. Die hier lebenden Bürger waren dem Bistum direkt unterstellt und standen damit im Dienst der Kirche. Im Mittelalter befand sich an dieser Stelle ein sogenanntes Kurienhaus, von denen es in der Süderstadt mehrere gab. Es waren Wohnhäuser, in denen die Mitglieder des Domkapitels lebten und arbeiteten. Im frühen 18. Jahrhundert riss man die hier stehenden Gebäude ab und es entstand eine große barocke Hofanlage mit prächtigem Herrenhaus, das heutige Domherrenhaus. Errichtet wurde sie als Alterswohnsitz für den Freiherr von der Schulenburg. Er war ehemaliger Amtmann von Westen (ein kleiner Ort wenige Kilometer alleraufwärts). Bis heute hat sich das Domherrenhaus sein barockes Aussehen bewahrt. Das Hauptgebäude ist ein typisches Fachwerkhaus mit einer vorkragenden Bauweise. Die obere Etage ragt minimal über das Erdgeschoss hinaus. Diese Bauweise hat einerseits den Vorteil, dass die obere Etage etwas größer ist als das Erdgeschoss. Hier oben lagen die Wohnräume des Domherrn. Zusätzlich verhindert diese Bauweise, dass Tropfwasser (Regenwasser, Schmelzwasser) auf bzw. in das Fundament gelangt. In der Neuzeit gab es natürlich keinen Zement, wie wir ihn kennen. Stattdessen wurde das Fundament entweder aus Lehm gestampft oder aus großen Steinen gelegt. Darauf lag der erste Balken (Schwelle) der Fachwerkkonstruktion. Im Jahr 1937 kaufte der Heimatbund das Haus und baute es zum Historischen Museum um. Bis heute ist im Domherrenhaus ein Museum untergebracht. Hier findet man Zeugnisse aus der Verdener Stadtgeschichte und der Region um Verden, wie beispielsweise die „Lanze von Lehringen“, ein etwa 100.000 Jahre altes Jagdinstrument eines Neandertalers, welche in der Nähe von Verden gefunden wurde.