Alte Post
Durch die Schifffahrt und dem Handel auf der
Werra entwickelte sich Wanfried schon vor der
Stadterhebung zu einem wichtigen
Handelsplatz an der Werra. Bis hier war der
Fluss schiffbar, sodass die Handelswaren hier
umgeschlagen und über den Landweg weiter
transportiert wurden. Dieser Umschlag der
Waren führte zu einem hohen Aufkommen an
Briefen und anderen Posttransporten. Schon
früh entwickelte sich ein Postwesen. Die
Ursprünge dieses Postwesens sind allerdings
unbekannt. Im Jahr 1545 entstand eine
unregelmäßige Postverbindung zwischen
Leipzig, Wanfried und Kassel. Rasch stieg das
Postaufkommen an, sodass 1553 eine erste
offizielle Poststation errichtet wurde. Die
Bedeutung der Poststation nahm zu, als 1608
dem Ort das Stadtrecht verliehen wurde.
Während des Dreißigjährigen Krieges ereignete
sich im Jahr 1626 ein großer Stadtbrand. Bei
dem Brand wurde unter anderem die alte
Poststation vollständig zerstört. Ab 1654 wurde
die heutige Poststation errichtet.
Zeitweise gehörte die Poststation der
bekannten Adelsfamilie Thurn und Taxis. Die
Adelsfamilie stammt ursprünglich aus der
Lombardei (Italien) und war ab dem späten 15.
Jahrhundert im deutschen Postwesen aktiv. Es
entstand das erste europaweite Postwesen (die
„Kaiserliche Reichspost“), wobei es nicht nur
um Briefe und Pakete ging, sondern auch um
den Postkutschenverkehr. Bis ins 19.
Jahrhundert waren Postkutschen ein wichtiges
Verkehrsmittel, um von Stadt zu Stadt zu
gelangen – das Eisenbahnwesen entstand erst
im 19. Jahrhundert.
Im Jahr 1751 wurde das Gebäude grundlegend
saniert und um die im Innenhof erhaltene
Holzgalerie erweitert. Zu dieser Zeit konnten
Reisende direkt in der Poststation übernachten,
um am nächsten Tag die Fahrt mit der
Postkutsche fortzusetzen.
Es ist davon auszugehen, dass es neben der
Herberge in der Poststation noch weitere
Übernachtungsmöglichkeiten in der Stadt gab.
Im Jahr 1902 wurde die Stadt an das
Eisenbahnnetz angeschlossen und die
Poststation stellte den Betrieb ein.