Glockengießerhaus

Das Fachwerkhaus mit dem Namen „Glockengießerhaus“ wurde 1590 errichtet und zählt zu den größten Fachwerkbauten der Stadt. Bis heute ist der Name des Hauses nicht geklärt, denn bisher konnte keiner der damals in Warburg ansässigen Glockengießer mit dem Haus in Verbindung gebracht werden. Vor wenigen Jahren wurde das Haus grundlegend saniert. Dabei machte man eine einmalige, archäologische Entdeckung: im Keller des Hauses wurde eine rituelle, jüdische Mikwe gefunden. Sie ist ein Teil der langen jüdischen Geschichte in Warburg. Seit dem Mittelalter gab es in Warburg eine jüdische Gemeinde, die sich im Laufe der Zeit zu der bedeutendsten Gemeinde im Paderborner Bistum entwickelte. Es gab zwar in der Geschichte Warburg immer wieder Streit zwischen den verschiedenen Konfessionen, im Großen und Ganzen war es aber über Jahrhunderte ein sehr friedliches, ökumenisches Zusammenleben. Erst durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde die Gemeinde nachhaltig zerstört und die jüdischen Bewohner nach Riga (Lettland) verschleppt. Die Mikwe im Glockengießerhaus stammt aus dem 16. Jahrhundert, als die jüdische Gemeinde eine Blütezeit erlebte. Eine Mikwe ist ein rituelles Tauchbad und zählt zu den wichtigsten Einrichtungen einer jeden jüdischen Gemeinde. Das Wasser muss seinen Weg auf natürliche Weise in die Mikwe finden. Da hier das Grundwasser relativ hoch ansteht, konnte die Mikwe im Glockengießerhaus problemlos mit Grundwasser gefüllt werden. Die Mikwe dient der rituellen Reinigung, beispielsweise nach der Heilung einer schweren Krankheit oder dem Kontakt mit einem Toten.
Glockengießerhaus