Fährstraße

Das Leben in Westen wurde jahrhundertelang durch die Landwirtschaft geprägt. Die Bauern waren als unfreie Bürger zunächst den Herren von Westen und später dem Bistum Verden unterstellt und mussten entsprechend ihren Zehnt abliefern. Die meisten Bewohner waren ausschließlich mit landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigt. Manche von ihnen gingen zusätzlich noch anderen Tätigkeiten nach oder hatten nicht- landwirtschaftliche Berufe. Bis heute sind die Berufe mancher früheren Bewohner bekannt und ermöglichen so einen Blick in das Alltagsleben des mittelalterlichen und neuzeitlichen Dorfes Westen. Entlang der Fährstraße liegen neben der Kirche noch zwei weitere Höfe. Ihre Bewohner lebten von Arbeiten auf bzw. an der Aller. Jahrhundertelang war die Aller für Westen ein wichtiger Handelsweg und eine Einnahme- quelle. An der Burg Westen und später dem Stifts- bzw. Amtshof mussten die vorbei- fahrenden Schiffe den sogenannten Wegzoll (Wegezoll) entrichten, eine Gebühr zur Nutzung der Aller. Auf der Aller wurden im 15. Jahrhundert zunächst vorwiegend Getreide und Holz transportiert. Beides waren Güter, die aus der Lüneburger Heide über Celle nach Bremen gebracht wurden, um dort verkauft oder weitertransportiert zu werden. Später kamen viele weitere Waren hinzu: Tuch, Leinwand, Wachs, Talg, Honig, Silber und Blei. In die andere Richtung transportieren die Kähne Stockfisch, Heringe, Butter, Käse und Wein. Das typische Boot auf der Aller war die sogenannte Eiche, ein langer, schmaler Kahn. Zusätzlich gibt es seit mindestens dem 16. Jahrhundert eine Fähre in Westen, die einzige Querungsmöglichkeit der Aller zwischen Westen und Rethem. Im Haus „Fährstraße 4“ wohnte der Fährmann dieser Fähre. Das heutige Gebäude wurde um 1622 errichtet und seitdem mehrfach umgebaut. Gegenüber liegt der Hof „Bosse“, der um 1600/1610 errichtet wurde. Ursprünglich war es eine Gastwirtschaft. Der Hof hat sich sein ursprüngliches Aussehen bewahrt und zählt zu den schönsten Fachwerkbauten in Westen. Im Video erfährst du mehr über den Bau eines Fachwerkhauses. Nimm dir einen Moment Zeit und entdecke das Fachwerk des Hauses.
Fährstraße 4
Hof Bosse
Die Grundlage eines Fachwerk-Geschosses stellen die Ständer (senkrecht) und Riegel (waagerecht) dar.
Die Ständer stehen auf der Schwelle (unten). Der obere Abschluss eines Geschosses bildet der Rähm.
Zur Stabilisierung kommen schräge Streben zum Einsatz.
Die Gefache beim Fachwerk sind entweder mit Klinkersteinen ausgemauert (und ggf. verputzt), mit Lehmsteinen oder mit einem Lehm-Stroh- Gemisch gefüllt.