Krömerei

Das alte Bauernhaus „Krömerei“ zählt zu den ältesten erhaltenen Gebäuden in Westerstede und wurde 1619 von der Familie Krömer errichtet, die dem Gebäude seinen heutigen Namen gab. Es ist ein sogenanntes niederdeutsches Hallenhaus - die typische Bauweise mittelalterlicher und neuzeitlicher Bauernhäuser in der norddeutschen Tiefebene. Diese Bauform entwickelte sich bereits im frühen Mittelalter aus den sächsischen Landhäusern und wurde seitdem kaum verändert. Über die Familie Krömer ist nichts weiter bekannt. Wahrscheinlich kam Herr Krömer im frühen 17. Jahrhundert nach Westerstede und heiratete eine Bauerstochter aus der Region. Da er wenig Geld hatte, errichtete er sein Bauernhaus vor dem Dorf auf einem kleinen Stück Land. Er war ein sogenannter Köter, ein armer Bauer. Da sich das Gebäude weit genug außerhalb des Kirchdorfes Westerstede befand, wurde es beim großen Brand von 1815 nicht beschädigt und blieb erhalten. Die große Armut der Bewohner der „Krömerei“ zeigt sich auch darin, dass jahrzehntelang zwei Familien in dem kleinen Fachwerkgebäude lebten. Interessanterweise war das Gebäude jedoch nicht in der Mitte getrennt, sondern der Länge nach. Die zwei Herdstellen sind bis heute sichtbares Zeugnis dieser einstigen Nutzung. Im Jahr 1879 verkaufte die Familie Krömer das Gebäude an den damaligen Besitzer des „Hotels zum Bahnhof“ (vgl. Station 7). Er machte aus der Krömerei ein sogenanntes Rauchhaus – hier wurde nun Fleisch geräuchert, unter anderem der bis heute bekannte Ammerländer Schinken. Neben der Krömerei ist ein altes Speichergebäude erhalten, das Lütje Hus oder auch der Speicher von Coldewey. Die Familie Coldewey war eine alteingesessene Köterfamilie in Westerstede, dessen Hofanlage ursprünglich an der Kuhlenstraße stand. Als diese abgerissen wurde, versetzte man das alte Speichergebäude an diese Stelle neben der Krömerei. Das genaue Alter des Gebäudes ist unklar, wahrscheinlich wurde es Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet. Inzwischen sind die Krömerei und das alte Speichergebäude vorbildlich saniert und werden gastronomisch genutzt. Trotz dieser Umnutzung sind im Inneren des Gebäude viele Spuren der einstigen Nutzung erhalten. Sie geben heute einen Einblick in eine längst vergessene Zeit.
Das Leben eines Köters war im Mittelalter bzw. in der Neuzeit von harter Arbeit und bescheidenen Verhältnissen geprägt. Mit seiner Familie lebte er in einer kleinen Kate, einem einfachen Fachwerkhaus mit Lehmwänden und Strohdach, das oft nur aus wenigen Räumen bestand. Der dazugehörige Grundbesitz war klein und reichte meist nur für ein wenig Ackerbau und die Haltung einiger weniger Tiere, etwa einer Kuh, einiger Ziegen oder Hühner. Die Erträge dienten in erster Linie der Eigenversorgung, Überschüsse konnten selten erzielt werden. Um den Lebensunterhalt zu sichern, musste der Köter zusätzlich als Tagelöhner oder Handwerker arbeiten. Er half bei der Ernte auf den Feldern der wohlhabenderen Bauern, verrichtete Frondienste für den Grundherrn oder suchte sich saisonale Beschäftigungen wie Holzarbeiten oder Transporte.