Oldenburger Giebelhaus
Das hier stehende Haus wurde im späten 19.
Jahrhundert errichtet. Es ist ein sogenanntes
Oldenburger Giebelhaus. Dieser Haustyp prägt
zahlreiche Straßenzüge Oldenburgs (vor allem
in den Stadtvierteln Dobben und Haarenesch),
wurde jedoch auch an anderen Stellen im
Oldenburger Land errichtet, beispielsweise hier
in Westerstede.
Das Oldenburger Giebelhaus ist beispielhaft für
eine Übergangszeit zwischen dörflichem und
städtischem Leben. Durch die Industrie wuchs
Westerstede rasch über seine mittelalterlichen
Grenzen hinaus. Die damals aufstrebende
bürgerliche Schicht legte nun mehr Wert auf
solide, aber noch überschaubare
Wohnverhältnisse. Das Giebelhaus bot auf
schmalen, tiefen Grundstücken erschwinglichen
Wohnraum. Hinter dem Haus gab es einen
Garten, seitlich war meist ein Stall angebaut, in
dem Vieh gehalten wurde.
Architektonisch sind die Häuser in der Regel
eineinhalbgeschossig mit einem steilen
Satteldach. Die Fassaden zeigen eine klare
Symmetrie und wurden je nach Anspruch
schlicht klassizistisch oder mit kleinen
Schmuckelementen wie Stuck, profilierten
Fensterrahmen oder Ornamentleisten gestaltet.
Manche dieser Häuser besaßen zusätzlich ein
Souterrain oder halbkellerartige Räume, die für
Lager oder Werkstätten genutzt wurden.
Das Oldenburger Giebelhaus trägt im Volksmund
den Spitznamen „Hundehütte“. Dieser entstand,
weil die Häuser im Vergleich zu den großen
Bürgerhäusern oder Villen der Stadt eher klein
und schmal wirkten. Vor allem Handwerker und
weniger wohlhabende Familien wohnten in diesen
Gebäuden, sodass die Bezeichnung ursprünglich
auch etwas spöttisch gemeint war. Da die Häuser
giebelständig zur Straße standen und mit ihrer
schlichten, gedrungenen Form tatsächlich an eine
kleine Hütte erinnerten, setzte sich der Name
schnell durch.