Alte Pastorei

Im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit war das Leben der Bauern in Westerstede von harter Arbeit und vielen Entbehrungen geprägt. Die meisten von ihnen waren Leibeigene und besaßen kein eigenes Land. Stattdessen bestellten sie Felder, die ihren Grundherren gehörten und mussten dafür Abgaben entrichten - meist in Form von Naturalien. Diese wirtschaftliche Abhängigkeit war der Kern des damaligen Wirtschaftssystems und hielt den größten Teil der damaligen Bevölkerung in dauerhafter Armut. Das feudale System jener Zeit begünstigte nur wenige wohlhabende Adelige, die große Teile der Bevölkerung unterdrückten und so die bestehenden Machtverhältnisse über Jahrhunderte hinweg aufrechterhielten. Neben den unfreien Bauern gab es jedoch auch die sogenannten „Freyen“. Sie waren freie Bürger von Westerstede und konnten unabhängig agieren und wirtschaften. Neben den adeligen Familien gehörten zu den Freyen unter anderem auch der Pastor und seine Familie, die in der Alten Pastorei außerhalb des Ortes lebten. Die Alte Pastorei war damals mehr als nur ein Wohnhaus. Sie war ein größerer Bauernhof mit acht Kühen und sieben Schweinen. Darüber hinaus betrieb der Pastor die größte Imkerei in Westerstede, die Honig und andere Bienenprodukte lieferte. Durch diese Besitztümer war er deutlich bessergestellt als die leibeigenen Bauern und nahm eine gehobene Rolle innerhalb der Dorfgemeinschaft ein.