jüdischer Friedhof
Über jüdisches Leben im mittelalterlichen
Ammerland ist kaum etwas bekannt. Es wurde
lediglich dokumentiert, dass im Jahr 1629 eine
jüdische Bürgerin für kurze Zeit im Ammerland
lebte. Eigentlich war es jüdischen Bürgern erst
nach der „Dänischen Zeit“ erlaubt, sich im
Oldenburger Land niederzulassen. Der älteste
erhaltene Schutzbrief stammt aus dem Jahr
1752 und wurde für Michael Salomon
ausgestellt. Er war Schlachter und Händler und
kam aus dem Würzburger Raum.
In Westerstede entstand nie eine große
jüdische Gemeinde mit Synagoge. Dennoch
lebten über mehrere Generationen hinweg
jüdische Familien in der Stadt und waren vor
allem im Handel und Handwerk tätig. Bis in die
1930er Jahre waren sie durchaus geschätzte
Bürger und Nachbarn. Vor der Machtübernahme
der Nationalsozialisten im Jahr 1933 gab es
keine dokumentierten antisemitische
Strömungen oder Übergriffe auf jüdische
Bürger.
Zu den bekanntesten jüdischen Bürgern aus
Westerstede gehört Phillip Goldschmidt (*1812,
†1889), der in Norden (Ostfriesland) geboren
wurde. Nach dem frühen Tod seines Vaters im
Jahr 1815 ging seine Mutter nach Westerstede
und heiratete erneut, sodass Phillip in
Westerstede aufwuchs und die Stadt als seine
Heimat bezeichnete. Im Jahr 1843 ging er nach
Manchester und gründete eine Fabrik. Erfolg
stellte sich ein und schon bald war er dort sehr
angesehen, auch weil er sich um das
Gemeinwohl der Stadt bemühte. 1883 wurde er
zum Bürgermeister von Manchester gewählt.
Auch wenn er nicht wieder in seine Heimat
zurückkehrte, spendete er für Anschaffungen in
Westerstede, beispielsweise Pumpen für die
Wasserversorgung.
Da es in Westerstede nie eine Synagogen-
gemeinde gab, gehörten die jüdischen Bürger
zunächst zur Gemeinde in Varel, später zur
Gemeinde in Oldenburg. Ein bedeutendes
Zeugnis jüdischen Lebens in Westerstede ist
der jüdische Friedhof „Am Esch“, der 1890 von
dem jüdischen Viehhändler Seckel Leser Frank
gestiftet wurde. Bis zu diesem Zeitpunkt
mussten Verstorbene aus Westerstede in Varel
bestattet werden. Auf dem kleinen Areal „Am
Esch“ sind noch heute mehrere Grabsteine
erhalten, die an das jüdische Leben erinnern.
Grundsätzlich gilt auf allen Friedhöfen, dass die
Gräber nicht betreten werden dürfen. Hunde,
sowie das Essen und Trinken ist auf dem Friedhof
nicht erlaubt.
Auf jüdischen Friedhöfen gibt es allerdings etwas
mehr zu beachten: Männer müssen beim
Betreten eine Kopfbedeckung tragen. An
Schabbat (Freitagabend bis Samstagabend) und
an jüdischen Feiertagen sind Besuche nicht
erlaubt.
Kurzer Abriss der „Oldenburger Dänenzeit“
Der Oldenburger Graf Anton Günther (*1583,
†1667) hatte keine rechtmäßigen Kinder. Nach
einigen Streitereien um sein etwas komplexes
Erbe, fiel die Grafschaft im Jahr 1676 an den
Dänischen König Christian V. (*1646, †1699).
Dadurch wurde Westerstede Teil des Dänischen
Königreiches. Im Jahr 1773 fiel die Grafschaft an
das Herrschaftshaus Holstein-Gottorp. Damit
wurde aus der Grafschaft Oldenburg ein
Herzogtum. Die Zeit zwischen 1667 bis 1773
nannte man später auch die „Dänenzeit“.