Apothekengeschichte
Die Apothekengeschichte von Westerstede ist
etwas verworren und beginnt im späten 18.
Jahrhundert. Damals wollte der Oldenburger
Apothekengeselle Jacob Wilhelm Struve
eigentlich eine Apotheke in Edewecht gründen.
Damals gab es jedoch eine Regelung die
besagte, dass außerhalb von 90.000 Fuß (etwa
20 Kilometer) der Oldenburger Innenstadt
keine Apotheke gegründet werden durfte
(Bannmeile). Also durfte er in Edewecht keine
Apotheke eröffnen. Nun zog es Struve mit
seinem Vorhaben nach Westerstede, doch hier
protestierte der ansässige Arzt.
Also eröffnete Struve 1796 in Apen seine erste
Apotheke. Im darauffolgenden Herbst starb
seine Frau an Masern, nun musste er seine
sechs Kinder alleine großziehen. Im Dezember
desselben Jahres verlegte er die gerade
gegründete Apotheke an den Brink in
Westerstede – die Gründe sind unklar. Mit dem
verheerenden Stadtbrand von 1815 ging auch
seine Apotheke in Flammen auf. Nach dem
Brand verlegte er seine Apotheke an die
Peterstraße (Ecke Gaststraße). Bis zu seinem
Tode führte er die Apotheke sehr erfolgreich.
Im Jahr 1901 kaufte der Apotheker Dr.
Emmerich Carstens die Apotheke und errichtete
im Jahr 1935 im hinteren Teil seines
Gartengrundstückes ein neues Wohn- und
Geschäftshaus, die heutige „Apothekervilla“. Im
Jahr 2006 musste die älteste Apotheke
Westerstedes und des Ammerlandes endgültig
schließen. Anschließend kaufte die Stadt
Westerstede das Gebäude – heute ist es keine
Apotheke mehr. Vor der „Apothekervilla“ wurde
ein kleiner Apothekergarten angelegt.
Bis ins 19. Jahrhundert baute der Apotheker
Heilpflanzen und Kräuter in seinem eigenen
Apothekergarten an. In seiner Ausbildung hatte
der Apotheker gelernt, aus Kräutern und
Heilpflanzen (meist geheime) Tinkturen und
Salben herzustellen.
Zwischen 1800 und 1900 war die
Arzneimittelherstellung vorwiegend Handarbeit.
Der Apotheker war nicht nur Verkäufer, sondern
vor allem Entwickler und Hersteller von
Heilmitteln. Sein Wissen stammte aus
Überlieferungen, pharmazeutischen
Lehrbüchern und zunehmend aus der
naturwissenschaftlichen Forschung, die im 19.
Jahrhundert große Fortschritte machte.
Ein Großteil der Heilmittel wurde aus Pflanzen,
Mineralien oder tierischen Substanzen
gewonnen, getrocknet, gemahlen und zu
Pulvern, Salben, Tinkturen oder Pillen
verarbeitet. Erst gegen Ende des 19.
Jahrhunderts setzte sich langsam die
industrielle Arzneimittelproduktion durch.