Bahnhof
Für die wirtschaftliche Entwicklung von
Westerstede spielte die Eisenbahn eine
besondere Rolle. Da die im Jahr 1869 eröffnete
Bahnstrecke Oldenburg–Leer nicht wie die
Postroute über Westerstede und Hesel nach
Leer führte, sondern an Westerstede
vorbeiführte, wünschten sich die Westersteder
Bürger den Bau einer eigenen Schmalspurbahn
nach Süden. Die Konzession für die
Schmalspurbahn zwischen Westerstede und
Ocholt wurde im Jahr 1874 erteilt, die etwa
sieben Kilometer lange Strecke nahm 1876 den
Betrieb auf.
Schon bei Baubeginn war den Planern klar, dass
der Bau der Strecke sich nur dann lohnen
würde, wenn man einfach und damit
kostengünstig bauen würde. Mit der Eröffnung
wurden die Kostenplanungen weitestgehend
eingehalten, sodass die gegründete
Eisenbahngesellschaft schon bald Gewinne
erzielen konnte. Damit war der Bau der Strecke
ein voller Erfolg.
Für den Betrieb der Strecke gab es zwei
Lokomotiven, drei Personenwaggons und sechs
Güterwaggons. Der Personentransport war
immer von größerer Bedeutung als der
Warentransport. Zudem wurden nach Ocholt
immer mehr Güter transportiert, als in die
andere Richtung. Unter anderem wurde auf der
Strecke Vieh, Buschwerk, Holz, Kartoffeln, Torf
und Heu transportiert.
Vor allem die landwirtschaftlichen und
handwerklichen Betriebe profitierten von der
neuen Eisenbahnverbindung. Die Waren
konnten nun schneller und in größeren Mengen
abtransportiert werden, während gleichzeitig
Baumaterialien und Werkzeuge in die Region
gelangten. Dadurch verbesserten sich die
Produktionsbedingungen und Westerstede
entwickelte sich zu einem regionalen Handels-
und Handwerkszentrum. Auch das Bauwesen
erlebte einen Aufschwung, da die Bahn die
Versorgung mit Ziegeln und anderen Baustoffen
erleichterte.
Das schlichte Gebäude „Wilhelm-Geiler-Straße
1“ war das Bahnhofsgebäude der
Schmalspurbahn Ocholt-Westerstede. Im Jahr
1904 wurde der Betrieb der Schmalspurbahn
eingestellt. Damals wurde die Schmalspurbahn
auf Normalspur umgestellt. Mehr dazu erfährst
du an der nächsten Station.