Fischmarkt

Der Fischmarkt war einer der Marktplätze des mittelalterlichen Wetzlars. Der Name des Platzes verrät schon, dass man hier hauptsächlich mit Fisch handelte. Im Mittelalter gab es das Konzept von Einkaufsläden, wie wir sie kennen, noch nicht. Stattdessen kauften die Bürger alle ihre Waren unter freiem Himmel auf einem der Märkte der Stadt. Damit die Bürger wussten, wo sie was bekamen und wegen der Sauberkeit und Hygiene waren die Märkte organisiert. Auf jedem Platz wurde immer nur eine Warengruppe angeboten und danach dann auch der Platz benannt. Noch heute tragen viele Plätze den Namen der einst angebotenen Waren.
Wir reisen gedanklich zurück in das Jahr 1450. Es ist ein heißer Sommertag. Wir betreten den Marktplatz. Händler ziehen mit Handkarren und Pferdewagen ihre Waren zum Marktplatz. Es herrscht reges Treiben. Die Karren rattern über die unebenen Steine. Marktschreier preisen ihre Waren an. Der Geruch von Pferdeäpfeln, Fisch, Rauch und Schweiß wabert über den Platz. Man bekommt hier alles, was man zum Leben benötigt. Leisten konnte man sich bei weitem nicht alles. Ich hatte leider nicht das Glück, als Maurer eine Arbeit zu finden. Ich bekomme als Schneidergehilfe einen Tagelohn von 12 Schilling. Ein paar Bettler sitzen am Rande des Platzes. Ihnen kann ich leider nichts abgeben, denn ich muss meine Frau und meine sechs Kinder ernähren. An einem Markstand erstehe ich einen Fisch für 8 Schilling. Den Rest lege ich zur Seite. Ich spare für ein neues Paar Schuhe. Meine Schuhe haben schon Löcher und lassen sich beim besten Willen nicht mehr flicken. Die Lautstärke nimmt nun immer mehr zu. Die Kinder, die vorhin noch die Waren zum Marktplatz gezogen haben, spielen nun zwischen den Händlern. Die Marktschreier geben noch einmal alles. Der Fisch, der in der Mittagssonne die Fliegen anzieht, muss noch verkauft werden. Ich verlasse den Platz mit meinem Fisch durch die schmale Gasse.