Stadtmauer

Bereits wenige Jahrzehnte nach der Stadtgründung wurde Wismar mit einer hölzernen Palisadenbefestigung auf einem Erdwall geschützt. Um 1276 wurde mit dem Bau einer steinernen Stadtmauer begonnen. Bis um 1470 wurde der steinerne Mauerring um die Altstadt vollendet. Die Mauer hatte nie einen umlaufenden Wehrgang, wie man es typischerweise bei mittelalterlichen Stadtmauern erwartet, sondern 36 Mauertürme und sogenannte Wiekhäuser. Ein Wiekhaus ist ein Gebäude, dass direkt in oder an der Mauer steht und oftmals höher als die Mauer war. Die Bewohner konnten dadurch über die Mauer hinwegblicken und über die Umgebung wachen. Damit ist nach dem jetzigen Stand der Forschung die Wismarer Mauer ohne Wehrgang ein absoluter Einzelfall in Deutschland. Von der mittelalterlichen Stadtbefestigung sind lediglich der hier stehende Mauerturm von 1470 und das Wassertor (vgl. Station 10) erhalten geblieben. Der Turm wird im oberen Bereich von weißen „Streifen“ geschmückt. Bei einem genaueren Blick fällt auf, dass die Streifen nach oben hin spitz zulaufen und die Form von Kirchen- fenstern haben. Der Turm wurde im Stil der Backsteingotik errichtet. Für diese Epoche sind solche Schmuchformen ganz typisch. Man kann erahnen, dass die Stadtmauer mit den Mauertürmen einst ein prächtiges Bauwerk Wismars gewesen sein muss. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde die mittelalterliche Befestigungsanlage zerstört und Wismar zu einer Wasserfestung ausgebaut.
 OpenStreetMap contributors  Wassertor
vermutlicher Verlauf der Stadtmauer mit Toren