Juliusspital

Der Bereich des heutigen Juliusspitals befand sich jahrhundertelang der Friedhof der jüdischen Gemeinde in Würzburg (vgl. Station 3 und 4). Um das Jahr 1147 wurde der Friedhof an dieser Stelle angelegt und zählt damit zu den ältesten in Franken. Der Friedhof wurde im Jahr 1576 gegen den Willen der jüdischen Gemeinde aufgelöst und die Grabsteine „verschleppt“. Stattdessen ließ hier der damalige Fürstbischof Julius Echter (*1545, †1617) ein Spital errichten. Zufällige Ausgrabungen im Pleichachviertel nahe des Mains legten zahlreiche Grabsteine frei und belegten so die regelmäßige Nutzung des Friedhofs durch die jüdische Gemeinde. Damals hatten die Wirren der Reformation auch das erzkatholische Würzburger Bistum erreicht. Der fränkische Adel war zum großen Teil bereits zum „neuen Glauben“ übergetreten und hatte damit dem Katholizismus den Rücken gekehrt. Dadurch gingen der Kirche hohe Einnahmen verloren, denn insbesondere der Adel hatte das Bistum oft reich bedacht und größere Mengen Geld gespendet oder entsprechende Ablassbriefe gekauft. Um diesen Trend zu stoppen, versuchte Julius Echter, das Leben in der Stadt so angenehm zu gestalten wie es ging. Denn letztendlich war auch sein Bistum und damit seine Stellung in Gefahr, zumindest wenn er sich nicht gekümmert hätte. Ernsthaft in Gefahr war seine Position jedoch nie, denn durch die Gegenreformation erhielt er Rückhalt vom Papst. Zu dieser Zeit gab es bereits mehrere Spitäler in Würzburg, beispielsweise das Bürgerspital (vgl. Station 13). Dennoch war der Bedarf so groß, dass Julius Echter ein neues, kirchlich getragenes Spital gründete und es nach sich selbst benannte. Dadurch entstand das heutige Juliusspital. Zudem übertrug er dem Spital große Ländereien und Weingüter, um es langfristig zu finanzieren. Bis heute ist das Juliusspital nicht nur ein Krankenhaus in Würzburg, sondern auch eines der größten Weingüter in Unterfranken. Im Gartenpavillon hinter dem Gebäude wurde Medizingeschichte geschrieben. Von 1726-1853 war es Forschungslabor und Hörsaal der Würzburger Universitätsmedizin. Zahlreiche bekannte Ärzte wirkten hier, beispielsweise Siebold, Koelliker und Virchow. Carl Caspar Siebold (*1736, †1807) gilt als Wegbereiter der modernen Chirurgie und war ab 1769 Professor an der Würzburger Universität. Er entwickelte zahlreiche moderne Operationsmethoden, beispielsweise die Behandlung des Grauen Stars oder den Blasenschnitt zum Entfernen von Harnsteinen. Rudolf Albert von Koelliker (*1817, †1905) war Anatom und Physiologe. Er war besonders in der mikroskopischen Anatomie tätig und machte es zu einem eigenständigen medizinischen Fach. Zu seinen größten Erfolgen zählt die Begründung der Gewebelehre, der Ontogenese (Entwicklung des Organismus) und der Zellphysiologie. Rudolf Virchow (*1821, †1902) war unter anderem Arzt, Pathologe, Anatom und Anthropologe. Er begründete unter anderem die Zellularpathologie und stellte umfassende Forschungen zu Thrombosen an.
Alte Ansicht vom Juliusspital