Marktplatz

Über die Anfänge von Aurich ist kaum etwas bekannt. Im Jahr 1276 wird Aurich im sogenannten Brokmerbrief erstmals urkundlich erwähnt. Zu dieser Zeit bestand die Siedlung aus einer steinernen Kirche und wenigen Häusern rund um den Kirchplatz. Diese erste steinerne Kirche soll von Moritz I. von Oldenburg (*ca. 1145, †1209) gestiftet worden sein. Aurich ist folglich eine oldenburgische Gründung. Mit der Entstehung der ostfriesischen Häuptlingsherrschaften verloren die Oldenburger Grafen den Einfluss in der Region. Vor 1379 übernahm das ostfriesische Häuptlingsgeschlecht tom Brok (auch als tom Brook bekannt) die Macht in der Region und errichtete um 1380 vor dem damaligen Dorf Aurich eine erste Häuptlingsburg. Durch die „Schlacht auf den wilden Äckern“ im Jahr 1427 übernahm das Häuptlings- geschlecht der Ukenas die Macht in der Auricher Burg. Lange währte der Frieden jedoch nicht, denn schon um 1430 wurde die Burg der Ukenas von dem Freiheitsbund der Sieben Ostfrieslande unter Führung des Häuptlingsgeschlecht der Cirksena erobert und geschliffen. Anschließend übernahmen die Cirksena die Macht. Mit diesem Sieg wurde Ulrich I. (*um 1408, †1466) von dem deutschen Kaiser Friedrich III. (*1415, †1493) in den Reichsgrafenstand erhoben und zum ersten Grafen von Ostfriesland ernannt. Mit der Machtübernahme von Ulrich I. wurde gegenüber der geschliffenen Burganlage eine neue Burg errichtet – heute steht hier das Schloss Aurich (vgl. Station 13). Bis ins frühe 16. Jahrhundert hatten unterschiedliche Häuptlinge in Aurich zwar Burgen unterhalten, dennoch war der Ort bis dahin politisch betrachtet eher unbedeutend und klein. Um das Jahr 1491 wurde Aurich das Stadtrecht verliehen. Während der Sächsischen Fehde wurde der Ort durch einen Brand im Jahr 1514 weitestgehend zerstört. Mit dem nachfolgenden Wiederaufbau ab 1517 entstand das heutige Aurich mit dem großen Marktplatz und der Erweiterung der Stadt nach Westen, sodass der Platz im Zentrum der „neuen“ Siedlung lag. Zusätzlichen Bedeutungsgewinn erhielt Aurich 1561, als die Grafen von Ostfriesland in den Wirren der Reformation aus Emden flohen und ihre Residenz nach Aurich verlegten. Bis heute prägt der große Marktplatz das Stadtbild. Es mag überraschen, dass eine vergleichsweise kleine Stadt wie Aurich, die im 16. Jahrhundert noch viel kleiner war als heute, einen so großen Marktplatz hatte. Der Grund hierfür ist, dass Aurich schon lange vor der Stadterhebung im 16. Jahrhundert einen überregional bedeutenden Viehmarkt abhielt. Ursprünglich fand dieser auf dem Platz vor der Häuptlingsburg statt. Mit dem Wiederaufbau der Stadt 1514 wurde der Viehmarkt auf den damals neu angelegten Marktplatz verlegt.
Im Jahr 1777 ist es endlich soweit – der Marktplatz wird gepflastert. Im Mittelalter und bis weit in die Neuzeit waren die wenigsten Gassen und Straßen bzw. Plätze in Aurich befestigt. Nach einem Regenguss verwandelten sich die sonst staubigen Wege und Plätze zu einer schlammigen Angelegenheit. Man kann nur erahnen, wie der Platz nach Abhalten des Viehmarkts ausgesehen hat.