Alte Synagoge
Nach der Vertreibung der jüdischen Bürger um
1580 lebten für fast 100 Jahre keine Juden in
Einbeck (vgl. Station 9). Jedoch war auch die
neuzeitliche jüdische Gemeinde lange mit
Vorurteilen und offenem Antisemitismus
konfrontiert. Im späten 17. Jahrhundert kamen
auf Erlaubnis des damaligen Stadtherrn drei
jüdische Familien nach Einbeck. Sie mussten
nicht nur an den Landesherrn hohe
Schutzgelder zahlen, sondern ihnen schlug
auch der Hass und Antisemitismus der
Einbecker Bürger entgegen, die Angst vor
wirtschaftlicher Konkurrenz hatten. Auswärtige
jüdische Händler durften sich maximal drei
Tage in der Stadt aufhalten und mussten in der
„Judenherberge“ (Benser Straße 20)
übernachten.
Um 1798 wurde Elias Meyer (*1718, †1798)
kurz vor seinem Tod erlaubt, in der Baustraße
ein Fachwerkhaus zu erwerben und im
Hinterhof eine Synagoge zu errichten, die um
1803 fertiggestellt wurde. Elias Meyer gilt als
Begründer der neuzeitlichen jüdischen
Gemeinde und war damals durch den Handel
mit Baumwollwaren zu einem der reichsten
Einbecker Bürger geworden. Dennoch musste
er alle etwa 10 Jahre einen neuen, teuren
Schutzbrief erwerben. Heute wird die Synagoge
von 1803 als Alte Synagoge bezeichnet. Im
Vorderhaus war die jüdische Schule
untergebracht.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts nahmen die
Vorurteile der christlichen Mehrheitsgesellschaft
ab. Damals wurden die Juden, wie in großen
Teilen Deutschlands, ein völlig
selbstverständlicher Teil der Gesellschaft und
waren gut in das System „integriert“. Viele
engagierten sich in „christlichen“ Vereinen und
waren sozial engagiert. Dadurch wuchs die
jüdische Gemeinde langsam an.
Im späten 19. Jahrhundert war die Alte
Synagoge zu klein geworden, sodass man an
der Bismarckstraße außerhalb des
mittelalterlichen Stadtkerns eine neue, größere
Synagoge errichtete. Die Neue Synagoge wurde
1895 eingeweiht und wurde im maurischen
Stil errichtet, welcher an die umliegenden
Bauten des Historismus angepasst war.
Ab den 1920er Jahren nahm der
Antisemitismus in Einbeck wieder deutlich zu,
getrieben durch einige wenige deutsch-
nationale und völkische Vereinigungen, die
damit die Mehrheitsgesellschaft „infizierten“.
Infolgedessen wurden jüdische Geschäfte
gemieden und jüdische Bürger gezielt aus der
Gesellschaft gedrängt.
Ab 1933, mit der Machtübernahme durch die
Nationalsozialisten, nahmen die Übergriffe
deutlich zu und der Ton gegenüber der
jüdischen Bevölkerung verschärfte sich. Aus
unschuldigen Menschen wurden Opfer gemacht,
gegen die offen gehetzt wurde. Im Jahr 1933
lebten etwa 70 jüdische Bürger in Einbeck.
Manche konnten vor der Gewaltherrschaft der
Nationalsozialisten fliehen, viele wurden in
eines der Konzentrationslager verschleppt und
dort ermordet.
Die Neue Synagoge wurde während der
Novemberpogrome von 1938 in Brand gesetzt
und zerstört. Die Alte Synagoge überlebte
diesen Terror, denn zu diesem Zeitpunkt war
die Alte Synagoge entweiht und damit ein
gewöhnliches Wohnhaus. Mit dem Terror des
nationalsozialistischen Regimes endete die
lange jüdische Geschichte Einbecks, heute gibt
es keine jüdische Gemeinde mehr.
Im Jahr 2004 gründete sich ein Verein, der die
Alte Synagoge kaufte, später sanierte und zu
einem Gedenkort jüdischen Lebens in Einbeck
umbaute. Seit 2016 wurden Stolpersteine in
der Stadt verlegt, um stärker auf jüdisches
Leben in Einbeck aufmerksam zu machen.