Beginn der Reformation

Kaum eine andere Zeit prägte Emden mehr, als das 16. Jahrhundert. Damals, zu Beginn der Renaissance, kam es deutschland- und europaweit zu massiven Veränderungen, vor allem durch die Reformation und die damit verbundenen Auswirkungen auf Gesellschaft und vor allem die Bildung. Die bürgerlichen und bäuerlichen Schichten wollten im Staat und in der Politik mehr Mitspracherecht haben. Zudem wünschten sie sich eine Erneuerung der Kirche. Emden als Zentrum der Reformation Gerade im schon damals sehr liberal geprägten Ostfriesland waren die bürgerlichen Freiheitsbestrebungen groß und viele forderten dort schon länger eine Reform der mittelalterlichen Kirche. Emden als größte Stadt des damaligen Ostfrieslands, wurde zu einem Zentrum der Reformation in Deutschland. Die „neue“ Lehre Ab etwa 1520 verbreiteten verschiedene Pastoren die „neue“ Lehre, wobei es sowohl lutherisch als auch calvinistisch geprägte Predigten gab. Es gab im damaligen ostfriesischen Grafenhaus Verfechter der unterschiedlichen reformatorischen Strömungen, weshalb es auch hier zu gewissen Glaubenskonflikten kam. Gründung des Emder Coetus Die Gräfin Anna von Oldenburg (*1501, †1575) war nach dem frühen Tod ihres Mannes Enno II. von Ostfriesland (*1505, †1540) ab 1540 im Auftrag ihrer unmündigen Söhne Edzard II. (*1532, †1599) und Johann II. (*1538, †1591) die Alleinherrscherin Ostfrieslands. Sie war eine große Anhängerin des Calvinismus und initiierte unter Einfluss des bedeutenden Reformers und Theologen Johannes a Lasco (*1499, †1560) ein organisiertes Kirchenregiment in Emden. Er gründete 1544 den Emder Coetus (offiziell als „Coetus [lat. Versammlung, Zusammentreffen] der reformierten Prediger Ostfrieslands“ bezeichnet), welcher bis heute besteht. Es ist die älteste Pastorenvereinigung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland. Mit dem Emder Coetus wurde das Kirchenwesen Emdens durch den Calvinismus geprägt und quasi zur Staatsreligion. Nun war das westliche Ostfriesland mit Emden calvinistisch geprägt, während der Ostteil Ostfrieslands lutherisch ausgerichtet war.