Kaum ein anderes Bauwerk ist so eng mit der Emder Reformation verbunden, wie die Neue Kirche. Mit dem Zuzug vieler niederländischer Calvinisten dehnte sich die Stadt vor allem nach Osten hin aus. Mitten in dem heutigen Stadtteil Groß-Faldern lag ursprünglich der Burgplatz der ehemaligen gräflichen Burg des Haro Aildisna (vgl. Station 3). Im 16. Jahrhundert war der Bereich weitestgehend unbebaut, also nutzte man den freien Platz mitten im neu entstandenen Stadtviertel und errichtete zwischen 1643 und 1648 die frühbarocke Neue Kirche als dritte große Stadtkirche neben der Großen Kirche und der Kirche des ehemaligen Franziskanerklosters. Der heutige Kirchenbau entstand nach den schweren Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in etwas abgewandelter Form und wurde 1950 wiedergeweiht.
Auf der Spitze der Kirche sieht man eine prächtige, vergoldete Krone. Es ist die Krone des deutschen Kaisers und damit das Symbol des Heiligen Römischen Reiches. Bis heute ist unklar, wieso man damals im stark calvinistisch geprägten Emden auf eine neue, protestantische Kirche eine Krone des Kaisers setzte, da das deutsche Kaiserhaus damals katholisch geblieben war. Vielleicht war es der Wunsch der Emder, damit dem Kaiser zu zeigen, dass sie weiterhin gerne Reichsstadt werden möchten – quasi ein Wink mit dem Zaunpfahl. Leider kam der deutsche Kaiser dieser Hoffnung nicht nach, denn Emden erhielt nie den Status einer Reichsstadt.
Kirchturmspitze
Abbildung von Merian um 1640 [Ansicht genordet], die Neue Kirche wurde kurze Zeit später an dem Standort errichtet (Pfeil)