Gebäude am Marktplatz

Nach den Zerstörungen während des Dreißigjährigen Krieges wurden die Fachwerkhäuser am Markt in der sogenannten Rähmbauweise errichtet. Während im Hochmittelalter vor allem die sogenannte Ständerbauweise (auch Geschossbauweise) genutzt wurde, entwickelte sich ab dem Spätmittelalter die Rähmbauweise (Stockwerkbauweise). Bei der Ständerbauweise wird das Gebäude durch lange, gebäudehohe Ständer (Stämme) getragen. Die Höhe des Gebäudes war damals also von der Länge der genutzten Stämme abhängig und damit automatisch begrenzt. Bei der Rähmbauweise hingegen wird das Fachwerk so konstruiert, dass die Stämme immer nur über eine Geschosshöhe reichen, sodass man nicht mehr so lange Baustämme benötigte. Dadurch konnten höhere und größere Bauten entstehen. Benannt ist die Rähmbauweise nach dem Rähmholz, welches den horizontalen Abschluss einer Etage bildet. Auf dem ersten Blick sehen die Fachwerkhäuser am Marktplatz alle gleich aus. Wer genauer hinschaut, kann an vielen Gebäuden aufwändige Schnitzereien entdecken. Sie sind Zeugnis der großen Kunstfertigkeit der damaligen Zimmermeister. Zusätzlich verleihen die Schnitzereien und das Fachwerkgefüge jedem Haus ein ganz eigenes Aussehen. An dem Haus „Marktplatz 20“ kommen beispielsweise zähnefletschende Fabeltiere vor. Zudem ist an der Hausecke eine Person dargestellt – vielleicht der Eigentümer des Gebäudes. Ursprünglich war der Marktplatz von Eschwege noch deutlich größer als heute und umfasste auch den Bereich des heutigen Obermarkts (vgl. Station 2). Das spätmittelalterliche Rathaus stand an der Stelle des heutigen Hauses „Obermarkt 19/21“. Der Bereich des heutigen Rathauses aus dem Jahr 1660 war unbebaut. Erst nach einem schweren Stadtbrand im Jahr 1637 wurde das Rathaus errichtet und damit die aktuelle Marktaufteilung geschaffen. Heute ist das „Alte Rathaus“ aus dem Jahr 1660 eines der schönsten Gebäude am Markt. Das prächtige Portal wird durch das Stadtwappen und das Baujahr geschmückt. Links und rechts stehen Pilaster, also Säulen, die nur zum Teil aus der Fassade ragen. Auch an dieser Fassade kommen einige Fabeltiere vor, beispielsweise ein Tier mit Bärenkopf und Fischflosse. Zudem sieht man mehrere Engelsköpfe.
Das „Alte Rathaus“ ist mit Schitzereien reich verziert. An den überkragenden (hervorstehenden) Geschossen [1] ist die Rähmbauweise gut zu erkennen. Die Füllhölzer zwischen den Etagen sind unter anderem mit Schiffskehlen, Eierstäben und floralen Motiven geschmückt [1]. Das Eingangsportal wird von geschnitzen Pilastern (hervorstehenden Säulen) eingerahmt. Das frühere zweiflügelige Rundbogentor [2] wurde gegen eine moderne Variante mit Glaseinsatz ausgetauscht. Manche Eckständer wurden als Säulen [3] ausgebildet oder mit bildhaften Persönlichkeiten verziert [4]. Wer genau hinschaut, entdeckt außerdem zahlreiche Engel und Fabeltiere [5]. Das Glockenspiel [6] stammt aus dem Jahr 2003.
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