Jüdenstraße
Der Name Jüdenstraße lässt es schon
vermuten, hier liegen die Anfänge der
jüdischen Gemeinde Göttingens. Schon um
1289 werden erste jüdische Bürger in der Stadt
erwähnt, wobei kaum etwas über die frühe
jüdische Geschichte bekannt ist. Die erste
Synagoge bzw. ein jüdischer Betraum wurde
1334 in der Jüdenstraße 8/9 erwähnt –
wodurch die Straße ihren heutigen Namen
erhielt. Damals lebten etwa 100 Menschen
jüdischen Glaubens in Göttingen. Ob diese rund
um die Synagoge lebten, ist unklar. Im
Mittelalter gab es nie ein Ghetto oder Vorgaben
seitens der Bürgerschaft, wo jüdische Bürger
leben mussten.
Im Zuge der Pestpogrome von 1349/1350
kam es zu großer Gewalt gegenüber der
jüdischen Bevölkerung. Was genau passierte,
bleibt unklar. Jedenfalls wurde damit jüdisches
Leben in Göttingen beendet und die Synagoge
zerstört. Danach lebten für etwa 20 Jahre keine
jüdischen Bürger mehr in der Stadt. Ob sie
fliehen konnten oder damals ermordet wurden,
ist unbekannt. Es zeigt, dass jüdische Bürger in
Göttingen nie willkommen waren und als
Minderheit immer ausgegrenzt wurden. Auch
nachdem einige jüdische Bürger nach 1370
zurückkehrten, blieb das Klima ihnen
gegenüber feindselig. Es kam immer wieder zu
Gewalt gegenüber der jüdischen Bevölkerung,
die zunehmend höhere Steuern und Abgaben
leisten mussten, um geduldet zu werden
(beispielsweise über das Judenregal).
Ab 1458 ist in der Speckstraße (ganz in der
Nähe) ein Betraum bzw. Synagoge belegt – wo
sie genau lag ist unbekannt. Um 1450 kam es
innerhalb der spätmittelalterlichen, jüdischen
Gemeinde zusätzlich zu größeren
Verwerfungen, was darin endete, dass es in
Göttingen zeitweise mehrere, konkurrierende
Synagogen gab. Der Streit eskalierte und
wurde sogar vor dem Stadtrat verhandelt.
Schlussendlich wurden viele der jüdischen
Bürger der Stadt verwiesen, wodurch sich die
mittelalterliche jüdische Gemeinde auflöste.