Jüdenstraße

Die Fachwerkarchitektur zählt zu den markantesten und ältesten Bauweisen der Menschheit – schon in der Steinzeit nutzte der Mensch Lehm und Holz, um Häuser zu errichten. Allerdings hat der mittelalterliche Fachwerkbau nichts mit den urgeschichtlichen und antiken Bauformen zu tun, sondern entstand im frühen Mittelalter im Raum Baden. Beim Bau eines Fachwerkhauses wird zunächst eine relativ einfache Holzkonstruktion errichtet. Später werden die Bereiche zwischen den Balken verfüllt. In der Architektur spricht man von Gefachen. Der Schritt des Schließens der Gefache wird als Ausfachung bezeichnet. Dabei können verschiedene Materialien zum Einsatz kommen: Astgeflecht und Lehm, Bruchsteine (unbehauene Steine aus dem Steinbruch) oder, wie in diesem Fall, Lehm- oder Tonziegel. Anschließend wird das Gefach verputzt und erhält sein typisches Aussehen. Das sehr schlicht wirkende Fachwerkhaus in der Jüdenstraße 30 zählt zu den ältesten erhaltenen Häusern der Stadt und wurde um 1480 errichtet. Das Gebäude unterscheidet sich komplett von dem vorherigen Schröderschen Haus (vgl. Station 4), welches reich verziert war. Dieses Haus zeigt kaum Schmuckformen. Seit der Errichtung wurde das Haus mehrfach umgebaut und erweitert, hat sich dennoch sein ursprüngliches, spätgotisches Erscheinungsbild erhalten. Schräg gegenüber steht das deutlich jüngere Pfarrhaus von St. Jacobi. Es wurde 1603 errichtet, also etwa 120 Jahre später. Insgesamt wirkt dieses Gebäude deutlich jünger und zeigt dezenten Fassadenschmuck.
Jüdenstraße 30
Pfarrhaus von St. Jacobi
Die Schwellen bzw. die Füllhölzer sind mit einem Zahnschnittfries [1], Perl- [2] und Eierstäben [3] verziert. Die Knaggen sind als schneckenförmige Voluten [4] ausgeführt.
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