Schloss Jestädt
Das Schloss Jestädt ist das mit Abstand
bedeutendste Gebäude des Ortes und war
jahrhundertelang der bereits erwähnte
Adelssitz (vgl. Station 1). Die Anfänge der
Schlossanlage liegen in einer mittelalterlichen
Talburg, die im 13. Jahrhundert erstmals
erwähnt wurde. Mit dieser Burganlage wurde
der damals wichtige Werraübergang
(Werrafurt) kontrolliert.
Mitte des 16. Jahrhunderts war Walrab I. von
Boyneburg-Hohenstein (*1529, †1572) im
Besitz der mittelalterlichen Talburg in Jestädt.
Er entschied sich dazu, die Burg zu einer
adeligen Schlossanlage umzubauen. Hierfür
kaufte er weitere Ländereien und vergrößerte
so den Besitz der Familie rund um Jestädt. Im
Jahr 1561/1562 begann er mit dem Umbau der
mittelalterlichen Burg zur heutigen
Schlossanlage.
Trotz Zerstörungen während des
Dreißigjährigen Krieges und Umbauten im
frühen 20. Jahrhundert stammen große Teile
des barocken Hauptbaus aus dieser Zeit. Die
beiden Seitenflügel des Schlosses sind
Fachwerkkonstruktionen. Der Südflügel wurde
um 1612 fertiggestellt, während der Nordflügel
aus dem 18. Jahrhundert stammt. Für den Bau
der Fachwerkkonstruktion nutzte man in der
frühen Neuzeit meist Eichen- oder
Buchenstämme. Diese Bäume kamen in den
damaligen Wäldern am häufigsten vor und
waren so am leichtesten verfügbar.
Nicht nur der Bedarf an Bauholz, sondern auch
der Einsatz von Holz in zahlreichen Bereichen
der mittelalterlichen und neuzeitlichen
Wirtschaft führte immer wieder zu Situationen,
in denen große Teile Deutschlands und Europas
gerodet wurden. In manchen Regionen, wie im
Mittelmeerraum erholte sich der Wald nicht
wieder. Der Wald in Deutschland regenerierte
sich über die Jahrhunderte langsam. Manchmal
halfen dabei jedoch nur umfassende
Aufforstungsarbeiten.
In der Geschichte des Waldes kam es
mindestens dreimal zu einem massiven
Holzeinschlag durch den Menschen und dadurch
zu großflächiger Waldzerstörung. Die erste
große Rodungsphase fand in die Zeit zwischen
500 und 800 statt. Die zweite Phase fällt in die
Zeit von 1100 bis etwa 1300. Die schlimmsten
Zerstörungen des Waldes erfolgten jedoch erst
in der Neuzeit zwischen 1600 und 1800.
Einerseits wurde als Folge des Dreißigjährigen
Krieges massenweise Holz für den
Wiederaufbau zahlloser Städte gebraucht.
Zudem resultierte die einsetzende
Industrialisierung in einer beispiellosen
Abholzung fast aller Wälder in Deutschland. Um
1800 gab es kaum noch geschlossene Wälder
und flächenhafte Versteppung drohte.
Inzwischen sind die meisten Wunden des
Holzeinschlages aus dieser Zeit aus der
Landschaft verschwunden, in manchen steilen
Tälern der Mittelgebirge sind die Spuren dieses
Raubbaus jedoch bis heute zu sehen.