Landarbeiterhaus

Die Wirtschaft von Loppersum war seit jeher durch die Landwirtschaft geprägt. Schon im Mittelalter gab es mehrere Bauernhöfe auf der Warf. Die dort lebenden Bauern bewirtschafteten die Felder rund um den Ort. Im Inneren der Warf standen die deutlich kleineren Wohnhäuser der Handwerker und Landarbeiter. Die größte Gruppe stellten meist die Landarbeiter dar, die kein eigenes Land besaßen, sondern auf den Höfen der Bauern anheuerten. Aufgrund der geschichtlichen Entwicklung gab es in Ostfriesland ab dem Mittelalter keine Leibeigenschaft mehr. Alle Bürger waren frei und damit nicht vom Adel abhängig. Zugunsten einer eigenen finanziellen Sicherheit begaben sich viele der Landarbeiter in eine freiwillige Abhängigkeit der Bauern. In Loppersum sind viele der alten Arbeiterhäuser erhalten und lassen erahnen, wie es einst im Dorf zuging. Das Leben der Landarbeiter war hart und entbehrungsreich. Wie seit dem Mittelalter in Ostfriesland üblich, wurden die Landarbeiterhäuser aus Ziegelsteinen errichtet. Die andernorts übliche Fachwerkbauweise setzte sich aufgrund der wenigen Bäumen in der Region nie durch. Stattdessen nutzte man von jeher den Lehm der Marsch, um Ziegel in kleinen Feldbrandziegeleien herzustellen. Die eingeschossigen, und aus heutiger Sicht vergleichsweise kleinen Landarbeiterhäuser waren ursprünglich nicht mit Ziegeln eingedeckt, sondern hatten wie alle Häuser der damaligen Zeit ein Reetdach. Das hier stehende Gebäude besteht aus zwei direkt aneinander gebauten Landarbeiter- häusern. Bei solch einem Doppelhaus mit nur einem Schornstein in der Mitte spricht man bei Landarbeiterhäusern auch von einem Bummert. Auf diese Weise konnte man sich einen Schornstein und eine Wand sparen – der Bau war etwas kostengünstiger. Heute sind nur noch wenige Landarbeiterhäuser in dieser besonderen Bauweise erhalten.
Bummert mit Hervorhebung der zwei Wohneinheiten