ehemalige Synagoge
Über die mittelalterliche jüdische Gemeinde
Nassaus ist kaum etwas bekannt, um
1368/1372 werden erstmals jüdische Bürger in
Nassau erwähnt. Die jüdischen Familien waren
jedoch keine freien Bürger, sondern mussten
Zeit ihres Lebens Schutzgelder und Strafzölle
entrichten, um in Nassau geduldet zu werden.
Zudem wurden ihnen Vorgaben gemacht,
welche Berufe sie ausüben duften. Da ihnen
auch die Mitgliedschaft in den Zünften verwehrt
blieb, konnten sie die Berufe mit Zunftzwang
nicht ausüben.
Schon zu dieser Zeit wurden jüdische Bürger
systematisch ausgegrenzt und zwar nicht nur
durch den Staat, sondern teils auch gezielt
durch die christlichen Kirchen. Im
Spätmittelalter am Übergang zur Neuzeit
entstand das sogenannte Judenregal. Unter
dem Deckmantel des Schutzes wurden die
jüdischen Bürger vom jeweiligen Landesherrn
als „herrschaftliche Melkkuh“ willkürlich
ausgebeutet und mussten für ihre Duldung
hohe Abgaben zahlen. Diese Schutzbriefe
mussten gegen eine entsprechende Gebühr
regelmäßig (teils jährlich) verlängert werden
und sicherten so dem jeweiligen Landesherrn
ein gutes, zusätzliches Einkommen. Der Schutz
der jüdischen Bürger war also auch mit
eigenen, finanziellen Interessen des jeweiligen
Grafens verbunden.
Erst im 18. Jahrhundert bildete sich in Nassau
eine jüdische Gemeinde und es entstand ein
erster Betraum in der Stadt. Wahrscheinlich
befand sich der Betraum im Eckhaus
Späthestraße/Judengasse, auch wenn die dort
stehenden Gebäude damals christlichen
Bürgern gehörten. Die Gebäude samt der
Judengasse sind mit dem Stadtumbau in den
1950er Jahren aus dem Stadtbild völlig
verschwunden (vgl. Station 12).
Die jüdische Gemeinde von Nassau war nie
wirklich groß. Um 1900 lebten nicht einmal 80
jüdische Bürger in der Stadt, was rund 4
Prozent der Einwohner entsprach. Dies zeigt,
dass es sich um eine kleine Minderheit
handelte, die zugleich sehr viel Hass abbekam.
Antisemitische Tendenzen in Deutschland gibt
es also schon sehr lange.
Ursprünglich lag an dieser Stelle das
mittelalterliche Spital Nassaus, welches um
1292 errichtet/erwähnt wurde. Kaum etwas ist
über diese mittelalterliche Anlage bekannt. Ab
dem 13. Jahrhundert wurden in vielen Städten
Deutschlands Spitäler gegründet. Spitäler
waren zu der damaligen Zeit wichtige
Einrichtungen, die sich um die armen,
schwachen und kranken Bürger der Stadt
kümmerten. Sie basierten auf den christlichen
Werten der Barmherzigkeit. Die Mönche
übernahmen unter anderem die Beherbergung
und Fürsorge für die hier lebenden Bewohner.
Im Jahr 1857/1858 kaufte die jüdische
Gemeinde das mittelalterliche Spitalgebäude
und baute es zu einer Synagoge um. Da man
bei den Arbeiten auf unerwartete
Schwierigkeiten stieß, wurde der Umbau
doppelt so teuer wie ursprünglich geplant. Im
Jahr 1858 wurde die Synagoge feierlich
eingeweiht. Um 1900 kam es zu Umbauten an
der Synagoge: das wurde Dach saniert und der
Bau vergrößert.
Während der Novemberpogrome von 1938
wurde die Synagoge verwüstet und zerstört. Bis
heute sind keine Fotos oder Abbildungen der
Synagoge bekannt – ein Grundriss ist das
einzige erhaltene Dokument der Synagoge
Nassaus. Mit den zunehmenden Repressalien
des NS-Regimes flohen manche der jüdischen
Bürger aus Nassau ins Exil, andere wurden in
Konzentrationslagern umgebracht.
Heute erinnert bis auf die wenigen
Stolpersteine kaum mehr etwas an die lange
jüdische Geschichte in Nassau.
Ein kurzes Stück lahnaufwärts liegt der jüdische
Friedhof von Nassau. Er ist Zeugnis der langen
jüdischen Kultur in Nassau. Es ist ein
wunderbarer Ort der Erinnerung, man sollte
sich diesen auf jeden Fall ansehen.