jüdischer Friedhof

Die jüdische Gemeinde in Norden zählt zu den ältesten in Ostfriesland. Kaum etwas ist über die frühe Gemeinde bekannt. Erste indirekte Zeugnisse stammen aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, denn 1669 wird davon berichtet, dass jüdische Bürger bereits seit 100 Jahren Land in der Region gepachtet hatten. Um 1577 / 1581 lebten nachweislich erste jüdische Familien in Norden. Die jüdischen Familien waren jedoch in Norden nie wirklich freie Bürger, sondern mussten Zeit ihres Lebens Schutzgelder und Strafzölle entrichten, um in der Stadt geduldet zu werden. Zudem wurden ihnen Vorgaben gemacht, welche Berufe sie ausüben duften. Da ihnen auch die Mitgliedschaft in den Zünften verwehrt blieb, konnten sie die Berufe mit Zunftzwang praktisch nicht ausüben. Viele der jüdischen Bürger Nordens lebten daher vom Geldverleih, vom Gebrauchtwarenhandel, vom Viehhandel und vom Schlachten. Da man damit nicht wirklich reich werden konnte, waren viele von ihnen arm und damit zusätzlich von der neuzeitlichen Gesellschaft ausgegrenzt. Dies war das typische Schicksal der Juden im damaligen Deutschland: sie wurden immer ausgegrenzt und als Bürger zweiter Klasse behandelt, auch wenn sie Menschen „wie du und ich“ waren und fleißig ihre Steuern und Abgaben zahlten. Es zeigt, wie tief der Antisemitismus verwurzelt ist und wie lange schon jüdische Bürger systematisch ausgegrenzt wurden und zwar nicht nur durch den Staat, sondern teils auch gezielt durch die christlichen Kirchen. Im Spätmittelalter am Übergang zur Neuzeit entstand das sogenannte Judenregal. Unter dem Deckmantel des Schutzes wurden die jüdischen Bürger vom jeweiligen Landesherrn als „herrschaftliche Melkkuh“ willkürlich ausgebeutet und mussten für ihre Duldung hohe Abgaben zahlen. Diese Schutzbriefe mussten gegen entsprechende Abgaben / Gebühr regelmäßig (zeitweise jährlich) verlängert werden und sicherten so dem jeweiligen Landesherrn ein gutes, zusätzliches Einkommen. Der Schutz der jüdischen Bürger war also auch mit eigenen, finanziellen Interessen des jeweiligen Grafens verbunden. Der jüdische Friedhof gilt als einer der ältesten in Ostfriesland und wurde zwischen 1529 und 1559 angelegt. Damals lag dieser Bereich außerhalb bzw. am Stadtrand von Norden. Es ist ein weiteres Beispiel für die Schmach, welche die jüdischen Bürger ertragen mussten. Denn natürlich lag der christliche Friedhof direkt am Marktplatz neben der Pfarrkirche (vgl. Station 2). Bis ins 18. Jahrhundert war es ein bedeutender jüdischer Friedhof in Ostfriesland, die hier bestatteten Menschen kamen aus weiten Teilen Ostfrieslands, beispielsweise aus Aurich, Emden, Esens und Wittmund. Deshalb wurde der Friedhof im Laufe seiner Nutzung mehrfach erweitert. Während der Zeit des NS-Regimes wurde der Friedhof zwar geschändet, jedoch glücklicherweise nicht zerstört. Heute sind 318 Gräber erhalten. Die letzte Bestattung fand laut der Grabsteine im Jahr 1938 statt. Mit den Schrecken der Novemberpogrome von 1938, bei der auch die Synagoge von Norden zerstört worden ist, endete die lange jüdische Geschichte Nordens. Im Jahr 2005 wurde das Mahnmal für die ermordeten Männer, Frauen und Kinder der jüdischen Gemeinde in Norden eingeweiht.