jüdische Geschichte
Im Jahr 1421 wurden jüdische Bürger erstmals
in Prichsenstadt erwähnt. 1434 entrichteten sie
neun Gulden an Reichssteuer (Judenregal).
Immer wieder gab es Spannungen zwischen
den christlichen und jüdischen Bürgern. So ließ
der Würzburger Bischof Johann III. von
Grumbach im Jahr 1462 nach der Belagerung
und Eroberung der Stadt gleich mehrere
jüdische Personen inhaftieren und zwang sie
zur Zahlung eines Geldbetrags.
Trotz der antisemitischen Stimmung lebten
weiterhin einige jüdische Bürger in der Stadt,
wie Schutzbriefe aus dem 16. und 17.
Jahrhundert zeigen. Im Verlauf des 18.
Jahrhunderts entwickelte sich eine etwas
größere jüdische Gemeinde, im Jahr 1734 wird
erstmals eine Synagoge in der Badgasse nahe
der Stadtmauer erwähnt.
Nach und nach entstand rund um die Synagoge
ein kleines „jüdisches Viertel“ mit einer Mikwe
(1868 erwähnt) und einer kleinen jüdischen
Schule (1787 erwähnt). Im späten 19.
Jahrhundert war der Viehhandel eine der
wichtigsten Einnahmequellen der jüdischen
Bürger. Vor allem die Ackerbürger der Vorstadt
machten über den durch jüdische Bürger
getragenen Viehhandel hervorragende
Geschäfte.
Als die Synagoge in der Badgasse im Jahr 1898
marode geworden war und abgerissen werden
musste, nutzte die jüdische Gemeinde zunächst
einen Tanzsaal im Freihof (vgl. Station 14). Im
Jahr 1912 wurde gegenüber dem Freihof an
dieser Stelle eine neue Synagoge geweiht.
Mit der Machtübernahme der National-
sozialisten im Jahr 1933 änderte sich für die
jüdische Gemeinde alles. Anstatt eines
friedlichen Miteinanders wurden jüdische
Bürger auf einmal ausgegrenzt. Um 1933
lebten noch 33 jüdische Bürger in Prichsen-
stadt. Im Jahr 1938 wurde während der
Pogrome des 9. Novembers die Synagoge
verwüstet und die Thorarollen und andere
Ausstattung auf dem Marktplatz verbrannt.
Einige jüdische Bürger konnten bis 1938
emigrieren, vor allem in die USA und nach
Palästina. Im Jahr 1942 wurden die letzten
verbliebenen jüdischen Einwohner deportiert
und in den Konzentrationslagern ermordet.
Heute erinnert nur noch wenig an diese lange
jüdische Geschichte. Die ehemalige Synagoge
wurde in der Nachkriegszeit mehrfach
umgebaut und ist heute als Synagoge kaum
mehr zu erkennen. Seit 2016 wurden
Stolpersteine in der Stadt verlegt, um an das
Schicksal jüdischer Einwohner zu erinnern.