Getreidegasse
Die Getreidegasse ist die bekannteste und
wahrscheinlich älteste Gasse in Salzburg.
Bereits im römischen Salzburg (Iuvavum, vgl.
Station 1) verlief hier eine der Hauptstraßen
stadtauswärts nach Osten.
Im Mittelalter wurde die Getreidegasse zu der
bedeutendsten Handelsstraße in der Stadt.
Zahlreiche Handelshäuser aus dieser Zeit
schmücken noch heute die Gasse. Vereinzelt
kann man an den Giebeln die Balken für die
Seile der einstigen Lastenaufzüge erkennen.
Dadurch konnten Lagerwaren in die oberen
Geschosse gehoben und dort gelagert werden.
Im 14. Jahrhundert wurde Salzburg das
Stapelrecht verliehen, sodass deutlich mehr
Waren auf den Märkten der Stadt angeboten
wurden.
Im Mittelalter gab es weder eine Kanalisation,
noch eine richtige Stadtreinigung. Stattdessen
wurden der Abfall und das Abwasser einfach
auf die Straße gekippt. Man wartete darauf,
dass der Regen den Abfall in den nächsten
Fluss spülte.
Besonders nach geschäftigen Markttagen waren
die Gassen von Salzburg entsprechend dreckig.
Man benötigte daher ein System, um dem
Dreck in der Getreidegasse Herr zu werden, die
Bevölkerung zugleich mit Wasser zu versorgen
und die Mühlen in der Stadt zu betreiben.
Daher entwickelte die Stadt im 8. bis 11. ein
ausgeklügeltes Wasserversorgungssystem.
Ab 1338 wurde Wasser unter dem Mönchsberg
hindurch in die Stadt geleitet. Dieses wurden
dann unter anderem dafür verwendet, am
Samstagabend und vor Feiertagen die
Getreidegasse vollständig zu fluten. Dadurch
wurde der gesamte Unrat in die Salzach gespült
und die Gasse war wieder sauber.
Die Häuser der Getreidegasse bekamen im 17.
Jahrhundert ihr heutiges Aussehen, als sie im
Zuge der Umgestaltung Salzburgs im Stil der
italienischen Frührenaissance neue Fassaden
erhielten. Damals lagen hinter den
Altstadthäusern der Getreidegasse noch die
sogenannten Frongärten. Hier bauten die
Nonnen des nahen St. Peter Klosters
verschiedene Gemüse-, Kräuter- und
Heilpflanzen an. Mit dem zunehmenden
Platzproblem in der Innenstadt verschwanden
die Gärten nach und nach und es wurden
Häuser errichtet. Da es in diesem Gebiet keine
Straßen gab, hätte man manche Häuser in der
zweiten Reihe kaum erreichen können. Es
entstanden zahlreiche öffentliche
Querverbindungen unter den Privathäusern.
Heute werden diese Häuser als Durchhäuser
bezeichnet und stellen eine Salzburger (und
Wiener) Kuriosität dar.
vermutlicher Verlauf der Kanäle für das
Wasserversorgungssystem
Datengrundlage: Österreichischer Städteatlas 1996