Bauernhaus
Das „Haus auf der Wurth“ ist das letzte
erhaltene Bauernhaus des alten Dorfes. Es
steht jedoch nicht mehr an seinem
ursprünglichen Platz, sondern wurde 1994
etwas versetzt neu aufgebaut. Dennoch kann
man erahnen, wie die Bürgerei einst
ausgesehen hat.
Es ist ein sogenannter Kothof. Der Name klingt
etwas komisch, leitet sich jedoch von dem Wort
Kate ab. Im Mittelalter und bis in die Neuzeit
war dies ein kleines Haus eines Leibeigenen,
der hier zusammen mit seiner Familie und
seinen Tieren lebte.
Das Gebäude ist mit Reet bzw. Schilfrohr
gedeckt. Reet und Stroh zählen zu den ältesten
Dachbaumaterialien der Menschheit: seit über
6.000 Jahren nutzen Menschen diesen
kostengünstigen Rohstoff zum Dachdecken.
Heute gibt es verschiedene Arten, ein Dach mit
Reet einzudecken: das Binden, das Nähen und
Mithilfe von Schrauben. Die älteste Art ist das
Binden, bei dem ausschließlich natürliche
Materialien zum Einsatz kommen. Vor dem
Decken des Daches, werden die Halme des
Strohs oder Schilfs zu Bündeln zusammen-
gebunden. Diese Bündel werden dann auf das
mit Sparrenlattung vorbereitete Dach gelegt.
Anschließend nutzt man lange Weidenruten und
bindet die Schilfbündel auf die Dachlatten. Mit
einem Schichtverfahren entsteht auf diese
Weise ein etwa 35 bis 40 Zentimeter mächtiges
Schilfdach, welches bei dieser Dicke auch
wasserdicht war. Um auch den First des Daches
wasserdicht zu bekommen, nutzte man Gras-
oder Heidesoden, die man auf ebenfalls
festband.
Je nach Ausrichtung eines Reetdaches kann es
dazu kommen, dass sich auf dem Reet Moos
ansiedelt. Dieses verhindert unter anderem die
Durchlüftung des Reetdaches. Das Moos saugt
Wasser auf und verhindert, das Regenwasser
verdunsten kann. Dies ist nicht gut für das
Reetdach, denn dadurch beschleunigt sich die
Zersetzung der Reetdachfläche und das Dach ist
nicht mehr so lange haltbar.