Turm Jerusalem

Unter den Trierer Erzbischöfen Poppo von Babenberg (*986, †1047) und seinem Nachfolger Eberhard von Trier (*um 1010, †1066) entwickelte sich das Erzbistum Trier zu einem bedeutenden Machtzentrum im Heiligen Römischen Reich. Der Erzbischof war ab dieser Zeit einer der sieben Reichsfürsten, die den deutschen König wählten. Mit dem Aufstieg der Kurfürsten kamen immer neue Verwaltungsaufgaben auf das Erzbistum zu, sodass immer mehr Menschen das wachsende Territorium verwalteten. Diese Aufgabe wurde von den sogenannten Ministerialen übernommen. Sie entstammten dem Adel bzw. Hochadel und waren meist eng mit der Region verbunden. Im Laufe des 11. und 12. Jahrhunderts wurden die Ministerialen immer selbstbewusster, auch wenn sie eigentlich als Angestellte des Bischofs ihm Folge leisten sollten. Es waren die Bestrebungen der damaligen Zeit, die bürgerliche Stadt Trier zu einer Reichsstadt zu machen und damit zu einem bedeutenden Handelszentrum an der Mosel. Die Adelsfamilien sahen sich als Nachfahren der Treverfürsten an, die in der Antike den Römern Widerstand geleistet hatten. Zu dieser Zeit wurde Caesars Werk „Commentarii de bello Gallico“ (übersetzt: Bericht über den Gallischen Krieg) unter den Adelsfamilien sehr beliebt. Außerdem entstand damals die Legende über die sagenhafte Gründung Triers weit vor Rom (vgl. Station 1). Im frühen 12. Jahrhundert eskalierte die Situation. Damals wollten die Ministerialen bei der Wahl des Erzbischofs ein Mitspracherecht haben, was ihnen jedoch verwehrt blieb. Nach dem plötzlichen Tod des Erzbischofs Eberhard von Trier im Jahr 1066 ernannte der der Kölner Erzbischof Anno II. von Köln (*um 1010, †1075) seinen Neffen Konrad (Kuno) zu Pfullingen (*um 1035/1040, †1066) zum neuen Erzbischof. Dadurch fühlten sich die Ministerialen übergangen. Auf dem Weg nach Trier wurde Konrad zu Pfullingen in Ürzig an der Mosel von einer Gruppe Ministerialen unter Führung des Trierer Burggrafens Theoderich ermordet. Es war der Höhepunkt der Auseinandersetzung der Ministerialen mit der kirchlichen Macht. Durch diesen Mord wurde die Autorität der Trierer Erzbischöfe, trotz des Rückhalts durch den Papst, deutlich geschwächt. Erst mit dem Aussterben der damals mächtigen Dynastie der Familie „von der Brücke“ Mitte des 12. Jahrhunderts und einer Fehde des Erzbischofs Albero von Montreuil zwischen 1141 und 1147 im Trierer Land konnte er sich durchsetzen und die Unruhen beenden. Im Jahr darauf kam Papst Eugen III. für einige Monate nach Trier. Zu dieser Zeit entstand unter anderem das erste Stadtsiegel. Mit dem plötzlichen Tod des Erzbischofs Eberhard von Trier im Jahr 1066 kam es in der Stadt zu Unruhen. Damals wurde der Tod unter anderem der jüdischen Gemeinde in die Schuhe geschoben. Da die jüdischen Menschen damals unter dem Schutz des Bischofs standen, flohen sie in die Domimmunität und suchten Schutz im Wohnturm Jerusalem. Dort bewahrten sie auch die kostbaren Tora-Rollen aus der Synagoge auf. Auch wenn es bei diesem Pogrom nur zu vereinzelten Morden an den jüdischen Bürgern kam, wurde der schutzbietende Turm Jerusalem schwer beschädigt und die kostbaren Tora- Rollen zerstört. Aus dieser Überlieferung kann man davon ausgehen, dass der Turm Jerusalem, einer der mittelalterlichen Wohntürme eines Ministeralien, deutlich älteren Datums und damit vermutlich der älteste Wohnturm Triers ist. Der heutige Turm Jerusalem entstand kurz vor dem Besuch von Papst Eugen III., wahrscheinlich damit die Ruine innerhalb der Domimmunität verschwand. Von den ursprünglich fünf Etagen des Turmes sind heute noch drei erhalten.