Civitas Sancta
Ab dem Frühmittelalter, vor allem aber im
Hochmittelalter wurde Trier aufgrund der
Bedeutung als kirchliches Zentrum und
aufgrund der vielen Klosteranlagen als Civitas
Sancta bezeichnet, auch von den Bewohnern
selbst und dem stolzen Erzbischof. Obwohl es
hier im Mittelalter und bis in die Neuzeit eine
selbstbewusste Bürgerschaft gab, bestimmte
der Erzbischof die Entwicklung der Stadt. Es
gab nie wirklich einen Moment der Schwäche
des Bischofs. Als Civitas Sancta hatte Trier
zudem den Ruf, mehr geistliche Gebäude zu
haben als irgendeine andere Stadt im
damaligen Heiligen Römischen Reich.
Neben den zahlreichen Kirchen und
Klosteranlagen gab es noch viele weitere
geistliche Gebäude innerhalb der schützenden
Stadtmauer. Viele Klöster im Umland hatten
innerhalb der Stadtmauer einen Wirtschaftshof
(Pfleghof), wo sie hauptsächlich eigene
landwirtschaftliche Produkte verkauften.
Darüber waren vor allem die bürgerlichen
Händler in Trier wenig erfreut, denn es war
unlauterer Wettbewerb. Die Klosterhöfe wurden
vom Erzbischof gefördert und mussten weniger
Abgaben leisten. Dadurch konnten sie Waren
günstiger anbieten, als die bürgerlichen
Händler auf dem „freien Markt“.
Einer dieser ehemaligen Klosterhöfe ist der
Mergener Hof, der ursprünglich um 1283
errichtet wurde. Ab 1454 nutzte ihn das
inzwischen aufgelöste (säkularisierte) Kloster
St. Marien, welches nördlich der Stadt an der
Mosel lag. Ab 1576 war der Mergener Hof im
Besitz des Jesuitenordens, der hier eine
Jungenschule einrichtete. Sein heutiges
Aussehen erhielt der Mergener Hof im 17.
Jahrhundert.
Wenige Schritte weiter steht das Haus
Fetzenreich, welches ursprünglich um 1268 als
Schöffenhaus errichtet wurde. Der damalige
Schöffe hieß „Fetzus der Riche“ und war einer
der wohlhabenden Bürger der damaligen Stadt.
Später wurde das Haus zum Klosterhof der
Reichsabtei Sankt Maximin, die sich nordöstlich
von Trier befand.
ungefähre Lage der Klöster und Stifte bis 1780
mit Verlauf der letzten Stadtmauer und der
römischen Befestigungsanlage auf aktuellem
Stadtplan
Abbildung in Anlehnung an: Ronig [1984]
Deutschordenshaus
St. German / St. Gervasius
St. Afra
Kloster der Augustiner-Eremiten
Karmelitenkloster
St. Katharinen
Kapuzinerkloster
Kartause
Markusklösterchen
Alexianerkloster
St. Nikolaus
Johannesspitälchen
Welschnonnen
Jesuitennoviziat (Mettlacher Hof)
außerhalb:
St. Martin auf dem Berge
Abtei St. Marien am Ufer
St. German ad undas
St. Medard
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Stift Dom-Liebfrauen
Abtei St. Maximin
Abtei St. Eucharius /
St. Matthias
Stift St. Paulin
Abtei St. Irminen
St. Symphorian
St. Paulus
Abtei St. Martin
Stift St. Simeon
St. Maria Magdalena
Templerkommende /
Johanniterkommende
St. Johannes
St. Barbara
Franziskaner-Minoriten-
Kloster / Jesuitenkolleg
Kloster Löwenbrücken
St. Anna
St. Agneten
Haus Fetzenreich - Ansicht von der Sichelstraße
aus
Der Name „Rindertanzstraße“ klingt etwas
skurril. Die genaue Herkunft ist bis heute
unklar. Manche Quellen vermuten, dass der
Name vielleicht auf den „Tanz der Rinder“
hinweist, die voller Freude auf den Weiden
grasten. Andere Quellen gehen davon aus, dass
der Name sich vom mittelhochdeutschen Wort
„dintzen“ ableitet. Dies bedeutet „dickmachen“
oder „mästen“. Die zweite Erklärung klingt für
Lugo deutlich einleuchtender.