Stadtmauer und
Metzgerturm
Ein Stück weiter Richtung Donau steht der
kleine Metzgerturm. Er ist einer der letzten
erhaltenen Stadtmauertürme und zählt zu den
ältesten Bauwerken Ulms. Der Turm stammt
noch von der ersten, staufischen Stadtmauer,
die ab 1134 errichtet wurde. Diese Stadtmauer
schützte den innersten Stadtbereich rund um
das Münster und die damalige Königspfalz.
Im Laufe der Jahrhunderte sackte das
Fundament des Stadttores aufgrund des
weichen Untergrunds ab, sodass der Turm
heute eine Neigung von etwa 3° aufweist.
Nachdem Ulm zur Reichsstadt wurde, kam es
zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung,
wodurch die Stadtbevölkerung anstieg. Schon
bald war es innerhalb der staufischen
Stadtmauer viel zu eng, sodass die Stadtmauer
erweitert wurde. Dadurch wurde der
Stadtmauerverlauf Richtung Donau verlegt (die
sogenannte Donaustadtmauer, um 1480
vollendet), sodass der kleine Metzgerturm nicht
mehr in der Stadtmauerlinie lag, sondern etwas
zurückversetzt.
Auf dem Dach des kleinen Turms liegen
vielfarbige Ziegel – es sind sogenannte
Biberschwänze. Diese Art der Ziegel war
typisch für das Mittelalter. Die Biberschwänze
waren leicht herzustellen, konnten vielfältig
montiert und einfach ausgetauscht werden.
Um den Turm mit seiner Schiefstellung rankt
sich folgende Sage: Zu einer längst
vergangenen Zeit waren hier mehrere etwas
korpulentere Metzgermeister eingesperrt. Sie
hatten in Notzeiten illegalerweise ihre Würste
deutlich zu teuer verkauft bzw. das Mett mit
Sägespänen gestreckt. Nach einiger Zeit wurde
ihnen daher mit dem Tod gedroht. Dabei
erschraken sie so sehr, dass sie umkippten,
wodurch der Turm aus dem Lot geriet und seit
dieser Zeit schief steht.
Stadtmauer mit Metzgerturm
ungefährer Verlauf der früheren
Befestigungsanlagen:
hochmittelalterliche Stadtmauer
Donaustadtmauer
spätmittelalterliche Stadtmauer
Befestigungsanlage des 16. / 17. Jh.
[in Anlehnung an Scheschkewitz 2019]
Biberschwänze auf einem Dach