Stadtentwicklung
Seit Jahrtausenden ist die Region rund um
Varel besiedelt, wie Grabhügel aus der Zeit um
3000 bis 2000 v. Chr. belegen. Um Christi
Geburt war der Nordseeraum von Chauken (ein
germanischer Stamm) bewohnt. Damals sah es
hier noch ganz anders aus: es gab den
Jadebusen, wie wir ihn kennen, noch nicht.
Stattdessen lag der Bereich, wo sich heute die
Stadt Varel befindet, noch weit landeinwärts.
Im späten 8. Jahrhundert wurde die Region im
Auftrag Karl des Großen langsam
christianisiert.
Möglicherweise errichtete der erste Bremer
Bischof Willehad (*um 740, †789) zu dieser
Zeit in Varel eine erste Kirche – es gibt aus
dieser frühen Zeit kaum Informationen. Mit der
Christianisierung im späten 8. Jahrhundert
entstand der mittelalterliche Gau Rüstringen
(Rüstinger Land), eine autonome mittelalter-
liche Landesgemeinde. Der Gau Rüstingen
gehörte zu Friesland und wurde von den Freien
Friesen (Häuptlingen) regiert. Sie hatten viele
Freiheiten und waren nur dem damaligen Kaiser
unterstellt.
Im Jahr 1123 wird der Meierhof „Farle“ (das
heutige Varel) erstmals urkundlich erwähnt.
Damals war es ein Klosterhof des Klosters
Rastede. Mit der Christianisierung stieg die
Bevölkerung in der Region langsam an. An der
Küste wurden erste Deiche errichtet und dem
Meer immer mehr Land „abgerungen“. Zudem
wurden die bis ans Meer reichenden Moore
nach und nach abgetorft, sodass dieser
natürliche Küstenschutz mit der Zeit verloren
ging.
Die damals errichteten Deiche können
(natürlich) nicht mit den heutigen verglichen
werden. So kam es immer wieder zu
verheerenden Deichbrüchen und damit
schweren Überflutungen des dahinterliegenden
Landes. Mit den Deichbrüchen entstanden im
Hinterland zudem tiefe Rinnen, die teils sehr
weit ins Landesinnere reichten. Das Meer riss
die verbleibenden Moorreste großflächig fort
und zerstörte bei wiederkehrenden Sturmfluten
immer größere Landesbereiche
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.
In wiederkehrenden, verheerenden Sturmfluten
entstand in den darauffolgenden etwa 300
Jahren die heutige Küstenlinie mit dem
Jadebusen. Der Landesverlust war jedoch nicht
graduell, sondern erfolgte durch einzelne
Sturmflutereignisse mit entsprechenden Folgen
für die hier lebenden Menschen. Die größten
Flutereignisse waren die erste Marcellusflut im
Jahr 1219, die Clemensflut im Jahr 1334, die
zweite Marcellusflut (Grote Mandränke) im Jahr
1362 und die Antoniflut im Jahr 1511. Nach der
Flut im Jahr 1511 erreichte der Jadebusen
seine größte Ausdehnung.
Mit der Entstehung des Jadebusens ab dem
frühen 13. Jahrhundert änderten sich auch die
politischen Verhältnisse Varels. Die
Verbundenheit mit den Friesen wurde durch die
„neue“ geographische Lage geschwächt und der
Ort kam immer stärker in den Einzugsbereich
von Oldenburg. Dabei kam es zunächst zu
Streit zwischen den Friesischen Häuptlingen
und der Oldenburger Herrschaft. Ab etwa 1465
waren die Streitigkeiten gelöst und Varel fiel an
die Grafschaft von Oldenburg.
Klicke auf die Zeiten, um die Entwicklung des
Jade-Weser-Raumes in den letzten zweitausend
Jahren zu entdecken.
Abbildung in Anlehnung an Behre (2023)
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Behre (2014), S. 177
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Norderland
Harlingerland
Wangerland
Östringerland
Rüstringerland
Land Wursten
Brokmerland
Auricherland
Lengenerland
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Emsingerland
Moormerland
Fivelgoerland
Oldambt
Rheiderland
Oberledingerland
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friesische Länder um 1300