Schloss Varel

Rund um den Schlossplatz liegen die Anfänge Varels. Hier stand jahrhundertelang das heute aus dem Stadtbild verschwundene Schloss. Lediglich ein kleiner Mauerrest erinnert an dieses wohl bedeutendste Bauwerk Varels. Bis heute sind viele Fragen zum Schloss und seiner Baugeschichte unbeantwortet, oftmals fehlen die schriftlichen Zeugnisse. Eine umfassende Sichtung der Unterlagen erlaubt es, die Entstehung des Schlosses aus einer mittelalterlichen Wehrkirche in sieben Stufen einzuteilen 2 . Damit verschwand dieses bedeutende Bauwerk für immer aus dem Stadtbild. Stattdessen entstand der heutige Schlossplatz vor der ehemaligen Schlosskirche. Heute erinnert nur noch wenig an die bedeutende Geschichte des Schlosses. Ist solch ein bedeutendes Bauwerk erst einmal abgerissen, wird man es wahrscheinlich nie wiederaufbauen. Es zeigt, dass wir uns um unser kulturelles Erbe kümmern müssen, um unsere eigene Geschichte zu bewahren.
2 nach Janßen (1989), S. 184 ff Rekonstruktionen angelehnt an Janßen (1986 und 1989)
Die Anfänge des Schlosses gehen auf eine hochmittelalterliche Wehrkirche zurück, die ursprünglich vielleicht schon im 8. Jahrhundert von Willehad gegründet wurde. Um 1100 lag die Wehrkirchenanlage auf einem vor Hochwasser geschützten Kirchhof, der von einem hohen Erdwall umgeben war.
Um 1250 wurde die Kirche erweitert und verstärkt.
Baustufe 1 (um 1494) Im 14. Jahrhundert wurden auf dem Kirchhof erste Steinbauten errichtet. Es war eine typische hochmittelalterliche Wehrkirche. Zudem entstand ein Wohnbau für die Häuptlinge, die bisher vor der Wehrkirchenanlage gewohnt hatten.
Baustufe 2 (1494-1552) Ausbau der mittelalterlichen Wehrkirchenanlange zu einer kleinen Burganlage, die nun auf dem alten Kirchenhügel lag und vom alten Kirchhof umgeben war. Es war ein sogenanntes „Festes Haus“. Die Kirche war nicht Teil der Burganlage, sondern wurde zu einer Pfarrkirche umgebaut.
Baustufe 3 (1552-1656) Die Burganlage wurde deutlich ausgebaut und bestand nun aus mehreren großen Bauwerken. Es gab unter anderem zahlreiche Wohnräume und ein großes Saalgebäude für Versammlungen.
Baustufe 4 (1656-1708) Zwischen 1656 und 1659 wurde die Burganlage durch den damaligen Oldenburger Grafen Anton Günther für den Graf Anton I. von Aldenburg zu einem großen Schloss ausgebaut. Es entstanden umfassende Gebäude für die gräfliche Familie, unter anderem auch ein Marstall, eine Reithalle und eine Reitbahn. Zusätzlich wurde ein Lustgarten, ein Schlossgarten und ein Küchengarten angelegt.
Baustufe 5 (1708-1750) Unter dem Antritt des Grafen Anton II. von Aldenburg wurde die Schlossanlage deutlich ausgebaut und um mehrere Gebäude erweitert.
Baustufe 6 (1751-1816) Im Jahr 1751 kam es zu einem schweren Brand im Schloss, bei dem große Teile der Anlage zerstört wurden, unter anderem auch die alte Bibliothek. Durch den Brand wurden jedoch auch bäuerliche Altbauten aus der Zeit um 1656/1659 zerstört, die sich nie in die bisherige Schlossanlage einfügten. Beim Wiederaufbau konnte an deren Stelle ein neuer, repräsentativer Bau errichtet werden, der zu einem stimmigeren Gesamtbild führte.
Baustufe 7 (1817-1870) Im Jahr 1817 kam es erneut zu einem Brand im Schloss. Dabei wurden weite Teile des Schlosses zerstört und die beiden Seitenflügel voneinander getrennt. Damals gab es ungeklärte Besitz- und Erbfolgeverhältnisse, die den Wiederaufbau des Schlosses verzögerten bzw. verhinderten. Dadurch verfiel die Schlossanlage zunehmend.
Wenige Jahre später kaufte der Oldenburger Staat das Schlossgelände und riss in den darauffolgenden Jahren das Schloss ab.